Sonntag, 25. Januar 2015

Raubüberfall ;)

 

Tatort: Mole Nationalpark …. Es begann ja wirklich ganz harmlos, wenn auch aufregend! Nach einer interessanten Autofahrt und einem Besuch einer sehr armen PCG-Gemeinde erreichten wir voller Vorfreude den Nationalpark. Aufgrund der Trockenzeit sahen wir schon beim Ankommen die Elefantenkuh mit ihrem Baby beim Wasserloch, was die Vorfreude auf unsere Safari noch vergrößerte. Am nächsten Tag ging es um 7.00 zu Fuß los.
Im flotten Tempo marschierten wir durch die extrem trockene Baumsavanne und sahen Affen, Wildschweine Antilopen – einfach alles, aber den Elefanten war es noch zu kalt und so kehrten wir nach 2 ½ Stunden zum Motel zurück und genossen das Frühstück. Als wir das beendet hatten, kam unser Guide zurück und meinte, dass jetzt doch noch Elefanten kämen. Also nochmals auf zum Wasserloch und tatsächlich, da kam eine ganze männliche Herde auf uns zu. Unglaublich: nur 10m von uns entfernt stand der Anführer der Herde. Etwas später folgten die Jungtiere und über eine Stunde hatten wir die Gelegenheit sie zu beobachten. Es war atemberaubend. Aber bei unserer Rückkehr schlug das Schicksal zu. Lisbeth wurde auf ihrem Weg zu unserem Zimmer von einem Pavian aus dem Hinterhalt überfallen. Gott sei Dank kam sie mit dem Schrecken davon und der finanzielle Verlust hält sich auch in Grenzen: ein angebrauchtes Apfelsaftpackerl J!

Unversehrt kehrten wir also wieder nach Tamale zurück. Am Sonntag feierten wir den zweiten Gottesdienst in einem kleinen Dorf in der Nähe von Tamale, wo Markus auch predigen durfte. Es war ein wunderschöner Gottesdienst mit sehr viel traditioneller Musik. Wir wurden eingeladen auch einen musikalischen Gruß darzubringen und sogar Theo hat mitgesungen. Danach hat die Gemeinde Markus einen Smok (=typische Kleidung im Norden)geschenkt und nach vielen geschüttelten Händen und Gesprächen machten wir uns wieder auf den Heimweg.






















Am Abend gab es im Presbytery noch ein ganz ofizielles Dinner. Zuerst hielt Markus einen Vortrag über Österreich und unsere Kirche, danach gab es ein Gespräch mit den Vertretern des Presbyteries und uns und schließlich ein köstliches Buffet. Zum Abschluss wurde jedem von uns noch ein ghanaisches Oberteil geschenkt. Wir durften unsere neuen Kleidungsstücke gleich anprobieren und mit ihnen auf den vielen Abschlussfotos posieren. Es war ein sehr schöner Abend und es tat uns sehr leid, dass wir uns so schnell schon wieder vom Norden verabschieden mussten.

 
Jetzt wollten wir es genau wissen: Gibt es eine grundsätzlich Antipathie zwischen Lisbeth und den Affen? Deswegen besuchten wir auf der Rückfahrt nach Kumasi das Monkeyvillage, wo wir tatsächlich die Möglichkeit hatten, Monaaffen zu füttern.
Es hat uns viel Spaß gemacht, aber Lili hat beim ersten Versuch die Affenzähne nicht nur gesehen sondern auch gespürt , was zumindest ihre Affenantipathie bestätigte.

unsere Bungalows

Unser Zwischenstopp in Kumasi war nicht so produktiv wie geplant, weil Markus einen recht heftigen Magen-Darm-Infekt hatte. Aber nach unzähligen Stunden des Wäschewaschens und mit einem Tag Verspätung fuhren wir los nach Axim: endlich Urlaub. Während der Anreise haben wir unsere Entscheidung von Kumasi in den Westen zu fahren mehrfach bereut, weil fast die gesamte Strecke „under construction“ ist und wir ordentlich durchgeschüttelt wurden. Vor allem Markus´ Rücken hat mir die Sorgenfalten ins Gesicht gemeisselt, aber wir kamen nach 7 Stunden wohlbehalten im Paradies an. Leider hatte Kerstin jetzt den Infekt, wodurch wir beim ersten Abendessen nur zu viert waren. Trotzdem war uns allen klar, dass wir hier im Paradies gelandet sind. Unser Hotel, das für sein soziales Engagement als auch für den Umweltschutz mehrfach ausgezeichnet wurde, ist einfach entzückend. Wir wohnen in Rundhütten direkt am Meer und
genießen beim Schlafen das Rauschen des Atlantiks. Die ersten beiden Tage verbrachten wir komplett alleine am weißen Sandstrand unter Palmen und da das Hotel von einem deutschen Ehepaar geführt wird, genießen wir auch wieder einmal europäisches Essen. Theos Augen haben beim Essen schon lange nicht mehr so geleuchtet. Das absolute Highlight ist das Warmwasser beim Duschen. Ich bin sicher, dass wir hier noch wunderschöne Familientage und ein paar sehr nette Ausflüge genießen werden – hoffentlich ohne heimtückischen Überfall!

 

Donnerstag, 15. Januar 2015

Northern Presbytery

Kühlschrank auf Ghanaisch...
„Wer den Norden nicht besucht hat, der ist nicht in Ghana gewesen!“ – mit diesen Worten sind wir vom Clerk des Northern Presbytery, Rev. Samuel, begrüßt worden. Nach ca. 5 ½ Stunden Fahrzeit von Kumasi nach Tamale waren wir noch ganz beeindruckt vom Wechsel der Landschaft. Üppige und grüne Vegetation sind zur Hälfte der Strecke nach und nach einer Savanne und schließlich einer Art Steppenlandschaft gewichen, die, bedingt durch die Trockenzeit, mit Farben geizt und an Kargheit kaum zu überbieten ist. Es hätte uns nicht gewundert, wenn wir während der Fahrt eine Giraffe am Wegesrand gesehen hätten. Das Guesthouse des Presbyteries ist schon ein wenig in die Jahre gekommen, die Zimmer sind aber sehr sauber, nur die Tür schließt eher bescheiden, was zur Folge hat, dass neben einigen Moskitos auch ein Gecko in unserem Zimmer Zuflucht gefunden hat.

Am ersten Abend haben wir verschiedene Mitarbeiter des Presbyteries kennen gelernt und einen ersten Einblick in Größe, Arbeitsweise und Herausforderungen der PCG in diesem Teil Ghanas erhalten. Der Norden ist überwiegend muslimisch geprägt, wir werden auch mehrmals am Tag von diversen Muezzins verwöhnt. 
Besuch der Central-Moschee in Tamale
Die PCG hat im gesamten Gebiet, das immerhin von der Elfenbeinküste bis nach Togo reicht, nur knapp 8000 Mitglieder, was einem Anteil von 0,3% entspricht. 20 Pfarrer erledigen die Arbeit gemeinsam mit vielen haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Manche Pfarrer haben 20 Gemeinden zu betreuen, natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber dazu dann ein wenig später mehr! Wenn ihr euch mit der Geschichte der PCG im Norden vertraut machen wollt, dann kann ich euch die Website des Northern Presbyteries empfehlen (
http://www.pcgonline.org/index.php/presbyteries/31-northern-presbytery). Was mich schon sehr beeindruckt ist die Tatsache, dass die PCG hier viele Aufgaben übernimmt, die eigentlich die Regierung übernehmen müsste. Das beginnt bei einem „Water-Harvest-Project“
Das "Water-Harvest-Project" wird erklärt
, bei dem in Schulen, Krankenstationen und Dörfern Regenwasser gesammelt und zum Gebrauch aufbereitet wird, über Landwirtschaftsprojekte, um den Menschen, großteils Bauern, zu helfen, ihre Felder effizienter zu bebauen, bis hin zu einer Bank für Kleinanleger, die natürlich auch Microkredite an ihre Mitglieder vergibt. Vieles davon haben wir – zumindest ansatzweise – am Dienstag Vormittag gesehen und erzählt bekommen.

Am Dienstag Nachmittag sind wir in ein Dorf im Großraum von Tamale gefahren, aus dem die Frau des Chairman kommt. Ganz nebenbei: natürlich gibt es in seiner Familie auch Moslems, die selbstverständlich bei seiner Ordination und seiner Amtseinführung zum Chairman auch an den Gottesdiensten teilgenommen haben. Aber zurück zu unserem Besuch: Dörfer sind hier genau das, was wir uns darunter vorstellen: kleine Ansammlungen von strohbedeckten Lehmhütten - die runden für die Frauen, die eckigen für die Männer!  Der erste Weg hat zum „local chief“ geführt. In der größten Hütte des Dorfes ist er auf einem Podest gesessen, der mit Teppichen ausgelegt war. Der Rest des Raumes war kahl.
Beim "local chief"
Er hat sich anscheinend sehr über den Besuch gefreut, denn wir durften uns – ganz gegen das Protokoll – mit Schuhen nähern und auf einer Ebene mit ihm Platz nehmen. Der Chairman hat ihm wohl etwas Geld zur Begrüßung und als Zeichen der Verbundenheit  zugesteckt, ich habe dafür eine Kola-Nuss bekommen. Nach einer kurzen und interessanten Plauderei über die Herausforderungen für die ländlichen Gebiete sind wir in ein paar der Hutten gegangen, um die Familie des Chairman zu besuchen, bis wir schließlich wieder zum chief gegangen sind, um uns zu verabschieden. Und stellt euch vor: wir haben zum Abschied einige Yams-Wurzeln bekommen und ein lebendes Perlhuhn!
Es war für mich der beeindruckenste Tag unseres Ghanaaufenthaltes, auch deshalb, weil die Erlebnisse in diesem Dorf so unglaublich authentisch waren. Als wir dann wieder im Presbytery angekommen sind, hat es noch ein riesen Hallo gegeben. Denn das neue Auto, das schon seit 3 Jahren angeschafft werden soll, ist endlich angekommen. Noch nicht ganz ausfinanziert, aber wer weiß: vielleicht können da ja auch die neuen Partner der Evangelischen Kirche in Niederösterreich ein wenig helfen ;-). Ich durfte das Segensgebet für das neue Auto bzw. seine Nutzer sprechen.
Chairman Rev. Dr. Solomon Sule-Saa mit dem neuen Dienstwagen!


Wir sind hier jeden Tag zum Frühstück, Mittag- und Abendessen beim Chairman zu Gast. Und am Dienstag Abend, nach dem Essen, sind wir dann noch alle auf der Couch gesessen – die Lintner-family und die Sule-Saa-family – und haben zusammen und füreinander gebetet. Das war ein wirklich sehr berührender und schöner Moment der Verbundenheit, für den ich – wie für vieles andere hier – sehr dankbar bin.

Heute, Mittwoch, sind wir nach Yendi gefahren. Yendi ist die ehemalige Hauptstadt des Nordens und der Ort, von dem die Christianisierung des Nordens ausgegangen ist.
Heute ist von dem Glanz vergangener Tage nicht mehr viel über. Aber wir haben uns die dortige Gemeinde angeschaut und die Schule. 3 Kindergartengruppen mit je 80 Kindern,
9 Volksschulklassen mit bis zu 100 Kindern und eine Junior High School auch mit jeweils ca. 80 Jugendlichen pro Schulstufe. Unglaublich! Ach ja: 98% der Schüler/-innen sind natürlich Muslime, und auch der überwiegende Großteil der Lehrer/-innen. Der Pfarrer von Yendi feiert mit allen Kindern 2x Woche einen Gottesdienst in der Kirche, die am Schulcampus steht. Er ist auch der District-Minister. Was hier aber nicht bedeutet, dass er der Chef von einigen Pfarrern in seinem Grätzel ist, sondern er betreut den ganzen District – etwa 20 Pfarrgemeinden, und nur 2 davon haben ein Kirchengebäude. Wir haben dann eine solche „church under trees“ besucht. 3 Stunden hat die Gemeinde geduldig singend und tanzend auf unsere Ankunft gewartet.
Geleitet wird sie von einem jungen Mann, der auch die Gottesdienste leitet, weil der Pfarrer ja nur sehr selten da ist. Er ist einer der wenigen im Dorf, der Englisch kann und einer von 4(!) Personen, die lesen können. Der Kurator von Yendi hat am Beginn unseres Besuches erst einmal erklärt, dass sie nicht für sich stehen, sondern zum District Yendi gehören und dass das hier ihr Pfarrer ist. Und dass der District Yendi zum Northern Presbytery gehört, und dieses Presbytery wird von einer Person geleitet, und das ist ihr Chairman, der hier auf Besuch ist. Und dass sie als Christ/-innen zur weltweiten Kirche gehören und das ich ein Pfarrer einer solchen Gemeinde bin. Sehr spannend! Der Chairman hat ihnen dann Mut gemacht, eine eigene Kirche zu bauen, das Presbytery übernimmt die Kosten für das Dach. Und als der Wunsch nach einer neuen Trommel laut geworden ist haben Silke und ich spontan beschlossen, hier auszuhelfen.
Kirche unter Bäumen
Nach etwa einer Stunde sind wir wieder gefahren und haben zum Abschied – richtig – Yams und einen Hahn geschenkt bekommen.


Morgen schauen wir uns „Mile 7“ an, eines der Landwirtschaftsprojekte der Kirche. Und am Nachmittag ist Zeit zum Shoppen: Körbe, Lederwaren und Musikinstrumente sind hier angeblich zu bekommen und wir freuen uns schon darauf. Und am Freitag geht es dann zum Mole-Nationalpark. Wenn wir Glück haben werden wir Löwen, Elefanten und anderes Getier in freier Wildbahn bewundern können. Ob es geglückt ist? Das erfahrt ihr dann das nächste Mal J!

Mittwoch, 7. Januar 2015

Malaria




Wir hatten eigentlich gedacht, alle notwendigen Maßnahmen ergriffen zu haben, um eine Malaria-Infektion zu vermeiden. Wir schlucken täglich unsere Prophylaxe, haben unsere Kleidung imprägniert und sprühen uns brav mit Insektenschutzmittel ein, bevor wir das Haus verlassen. Aber auch die besten Präventionsmethoden sind nicht genug: gestern, also am Dienstag, ist bei Lili Malaria diagnostiziert worden. Am vorhergehenden Abend hat sie Durchfall bekommen, dann einmal gebrochen und Fieber bekommen. Der Arzt hat auf eine Gastritis getippt und den Malariatest eher nur routinemäßig angeordnet. Und dann war sie da, die ernüchternde Diagnose. Mein armes Kind hat drei wirklich riesige Spritzen verabreicht bekommen. Jetzt ist sie schon wieder am Weg der Besserung, der Appetit ist zurückgekehrt und sie kann schon wieder lachen. Der Arzt hat gemeint, dass bis Samstag alles vorbei sein sollte, da müssen wir nochmal zur Kontrolle ins Krankenhaus. Wenn wirklich alles gut ist, dann können wir am Sonntag unsere Rundreise wie geplant mit der Fahrt nach Tamale, der Hauptstadt des Nordens, fortsetzen.

Ich bin euch aber noch ein paar sehr schöne Erlebnisse schuldig, die ich unbedingt erzählen will:

Am letzten Freitag sind wir – wie geplant – zum Kakum National Park gefahren. Es gibt dort seit etwa 20 Jahren den sogenannten Canupy-Walk, eine 370 Meter lange und bis zu 40 Meter hohe Abfolge an Hängebrücken, die in den Gipfeln des Regenwaldes des Nationalparks befestigt sind. Ich hab mich wirklich schon sehr auf diesen Ausflug gefreut, ich hab aber auch schon ein bissi Bauchweh gehabt. Ich hab ja mit fortschreitendem Alter etwas Höhenangst bekommen, was z.B. bei unserem Wanderurlaub in Rohrmoos deutlich geworden ist, als wir über eine Stahlseilhängebrücke bei den Riesachfällen gehen mussten. Da hab ich mir wirklich fast in die Hose gemacht. Und jetzt über Hängebrücken aus Hanfseilen und einem simplen, engen Holzboden gehen? Und vor allem: einmal auf den Skywalk angekommen, gibt es keine Möglichkeit umzukehren…

Was soll ich sagen: es ist gut gegangen. Und es war wirklich extrem lässig! Silke ist aus dem Fotografieren gar nicht mehr rausgekommen – ihre zukünftigen Schüler/-innen werden also mit Bildmaterial aus erster Hand bestens versorgt sein! Und uns anderen hat es einfach getaugt, auf diesen schmalen Brücken zu gehen und die gewaltige Aussicht zu genießen. Es ist erstaunlich, wie schnell 370 Meter bewältigt sind.

 
 
 
 
Am Freitag Abend haben Silke und ich beim Youth Fellowship einen Vortrag über Österreich gehalten. Nach der ersten Präsentation über die diversen Fakten und Besonderheiten unseres Landes hab ich den jungen Leuten das nächste Thema freigestellt: Sehenswürdigkeiten, typisch österreichische Traditionen oder Evangelische Kirche. Und alle wollten etwas über unsere Kirche erfahren. Es war dann wirklich interessant, sie haben unglaublich viele Fragen gestellt, sich königlich über unsere 45-Minuten-Gottesdienste amüsiert (ach, doch so lange J) und über die Vor- und Nachteile geredet, wenn der Pfarrer nicht alle 4 Jahre wechseln muss.

Am nächsten Tag mussten wir dann endgültig von Familie Annoh Abschied nehmen. Es war eine tolle, unvergessliche Woche, in der wir auch einen kleinen Einblick in die ghanaische Küche bekommen haben. Wer sich traut wird zuhause sicher etwas zum Kosten bekommen J. Auch das Mitleben in einer ghanaischen Pfarrfamilie war spannend.


 
 

Der letzte Jahrgang muss sich in den Ferien auf die Examen vorbereiten
Nach etwas mehr als 3 Stunden sind wir in Kumasi angekommen und von Prince Appia-Fei, dem Leiter des Adumasa Link Projects, in Empfang genommen worden. Wir sind hier im Curtis-Guesthouse untergebracht, das seinen Namen von der Gründerin des gesamten Projekts bekommen hat. Vor ziemlich genau 20 Jahren ist Prince sehr kurzfristig eingeladen worden, einer Gruppe von Missionaren aus Großbritannien die Gegend zu zeigen, und er hat sich dazu entschlossen, nicht nur die typischen Plätze in Kumasi herzuzeigen, sondern mit der Gruppe auch in die Dörfer am Rand der Metropole zu fahren. Tief beeindruckt davon, dass viele Kinder nackt, ohne Schuhe und oft auch unterernährt herumgelaufen sind, noch dazu ohne Möglichkeit eine Schule zu besuchen, wurde das Adumasa Link Project aus der Taufe gehoben, dass den Kindern im Ort eine eigene Schule bescherte, die von Beginn an ihre Schüler/-innen auch mit Essen versorgt hat. Es gibt jetzt einen Kindergarten, eine Primaryschool (1.-6. Klasse, jeweils 2-klassig) und eine Junior Highschool im Ort. Und das Projekt ist jetzt auch in zwei Nachbardörfer gekommen. Prince hat das Projekt 10 Jahre lang ehrenamtlich geleitet, bevor er wegen der wachsenden Aufgaben als Leiter eingestellt worden ist. Noch immer werden z.B. seine Gehaltskosten von Großbritannien getragen, aber seit einigen Jahren ist auch die Evangelische Kirche Österreich hier sehr engagiert am Werk. Ich finde es ganz toll, dass wir als Kirche  diese wichtige Arbeit hier unterstützen. Nur ein Beispiel: das „Schulgeld“ beträgt hier für das Trimester 3 Cedi, also nicht einmal einen Euro. Und selbst diese Summe können sich manche Familien nicht leisten. Ich kann euch sagen: hier können wir wirklich was bewirken und unser Geld ist noch immer dringend notwendig. Ich bin überzeugt, dass Silke und ich versuchen werden, auch nach unserer Rückkehr immer wieder Hilfe an diesen Ort zu bringen.
Direkt nach unserer Ankunft hat uns Prince ein ghanaisches Spiel gezeigt und es mit uns gespielt: Oware! Es macht uns allen viel Spaß und wir haben uns auch schon eines gekauft, damit wir es auch einmal mit euch spielen können!
Markus bei seinem ersten Owarespiel mit Prince

Am Sonntag waren wir Gottesdienst – gemeinsam mit dem Ashanti-König! Wenn einer der regionalen Könige in diesem Land noch etwas reale Macht hat, dann ist es der Ashanti-König. Und jeden ersten Sonntag im neuen Jahr feiert er mit der PCG-Gemeinde in Kumasi. Als der Gottesdienst begonnen hatte, war der Thron noch zugedeckt und verwaist. Als dann die königliche Karosse vorgefahren ist, wurde der Thron bereit gemacht und er ist mitsamt seinem Hofstaat unter Hörnerschall eingezogen. Und als seine Rede am Programm gestanden ist, haben das wieder die Hörner angekündigt, bevor zwei seiner Männer ein Lied auf seinen Namen gesungen haben. Der König selbst wendet sich allerdings nie direkt an das Volk, d.h. er redet nur leise vor sich hin und zwei Linguisten verkündigen laut, was er zu sagen hatte. Sehr strange, aber natürlich super, dass wir das miterleben durften. Passend zum Gottesdienst an diesem Tag haben wir im Anschluss noch den King´s Palace und das Museum besucht.


Am Montag waren wir dann endlich mal auf Shoppingtour. Prince hat uns zum Cultural Centre geführt, wo typisch ghanaische Handwerkskunst gezeigt und zum Verkauf angeboten wird. Anschließend haben wir einen kurzen Abstecher in den Markt gemacht. Ich habe eigentlich gedacht, dass mich nach 4 Monaten Ghana nichts mehr in Stress versetzen kann, aber was sich dort abspielt, das kann man sich als gelernter Europäer einfach nicht vorstellen. Und so haben wir uns nach einer kurzen Visite bei Agnes´ Geschäft (sie ist die Frau von Prince) auch bald wieder zurückgezogen.
Agnes mit unseren Kindern in ihrem Marktstand

Am Dienstag, nachdem wir das mit Lili und der Malaria abgeklärt hatten, bin ich noch zur National Minister´s Conference gefahren, die diese Tage in Kumasi stattfindet. Am Gelände der Universität K.N.U.S.T. wurde in einem riesigen Hörsaal das Programm abgehalten.
Das Thema „The Minister and the family“ finde ich sehr spannend, aber einmal mehr haben sich doch tiefgreifende Unterschiede herauskristallisiert. Denn es war natürlich für alle klar, dass es nur dann funktioniert und eine fruchtbare Arbeit sein kann, wenn die ganze Familie sich aktiv an der Arbeit des Pfarrers beteiligt. Wisst ihr, ich bin wirklich sehr froh und dankbar, dass sowohl Silke als auch meine Mädchen sich aktiv am Gemeindeleben in Mödling beteiligen. Aber das quasi als Voraussetzung zu definieren, diese Zeiten sind bei uns – Gott sei Dank – doch vorbei.

Ach ja: die PCG ist die älteste, ohne Unterbrechung existierende christliche Kirche in Ghana. Das verdankt sie der „Basler Mission“, die im Jahr 2015 ihr 200jähriges Bestehen feiert. Das Thema „Mission moves!“ hat mich sehr angesprochen und ich hoffe, hier noch ein paar Impulse mit nach Hause nehmen zu können.

Morgen fahren wir gemeinsam mit Prince in die umliegenden Dörfer, wo wir unter anderem  die weiteren Schulen des Projektes besuchen werden – hoffentlich mit Lili. Wir freuen uns schon sehr darauf!

      

Donnerstag, 1. Januar 2015

Cape Coast



Nach 4 ½ Monaten Odumase Krobo haben wir uns schon sehr auf den Beginn unserer Rundreise gefreut. Bereits im August, bei der General Assembly, hat uns Timothy Annoh zu sich nach Cape Coast eingeladen. Timothy und seine Familie waren 5 Jahre lang in Wien im Zuge der Partnerschaft zwischen unseren Kirchen. Anfang September habe ich dann – in Absprache mit meinem Chairman – einen Reiseplan zusammengestellt, der uns nach Cape Coast, nach Kumasi und nach Tamale bringen soll. Wer denkt, dass es damit erledigt war, hat weit gefehlt!

Wie immer galt es nämlich die Frage der Mobilität zu klären, was in Ghana bedeutet, dass wir ein Auto und einen Fahrer brauchen, weil die ghanaischen Straßen für uns Europäer wohl nur schwer zu bewältigen wären. Ich gebe zu, es war eine nervenzermürbende Prozedur. Samuel Odjelua hat uns immer wieder beruhigt: „Das wird kein Problem, macht euch keine Sorgen!“ Aber zuerst ist der Kleinbus des Headoffice kaputt geworden, der uns zur Verfügung stehen sollte. Dann hat Samuel uns sein Dienstauto angetragen, aber leider hat auch das etwa 2 Wochen vor der Abreise den Geist aufgegeben (was mich bei den hiesigen Straßenverhältnissen wirklich nicht wundert!). Und dann – war nichts zu hören! Immer nur „macht euch keine Sorgen!“ Also hab ich am 23.12., 4 Tage vor der geplanten Abfahrt, Samuel angerufen. Und er hat mich sehr beruhigt. Es wird klappen, sie haben einen Kleinbus, es muss nur mehr die Klimaanlage repariert werden. Am 25. Dezember hat er
Comfort Annoh mit unseren Kindern
angerufen, er hat selbst ein fehlendes Teil besorgt, morgen, also am 26.12., wird das Auto fertig sein und Sylvester, sein Fahrer, wird uns am 27.12. um 7 Uhr in Odumase abholen. Also haben wir uns zu nachtschlafender Zeit aus den Betten gequält, damit wir um 7 Uhr wirklich abfahrtbereit sind. Und um die vereinbarte Zeit  - hat das Telefon geläutet: Samuel hat angerufen. Das Auto hat sich als Schrottkarre herausgestellt, mit der wir unmöglich die geplanten 2500 Kilometer reisen können. Aber Sylvester ist auf dem Weg, er bringt uns nach Cape Coast, dort wird Timothy für ein Auto sorgen, das uns auch nach Kumasi bringt, dort ist dann Prince, der Leiter des Adumasa Link Projects, für uns und unsere Mobilität verantwortlich, bevor wir von  einem Auto aus Tamale abgeholt werden und so weiter. Nicht unsere Traumlösung, aber immerhin: um 9 Uhr waren wir unterwegs.

In Cape Coast wurden wir sehr, sehr herzlich in Empfang genommen. Timothy, seine Frau Comfort und seine Töchter Obi und Ofysia sind tolle Gastgeber. Und sie sprechen Deutsch! Was vor allem Theo voll taugt, weil er endlich auch von anderen verstanden wird. Wir wohnen im Pfarrhaus, werden bekocht mit den köstlichsten Speisen und haben wunderbare Gespräche.
Gleich am Montag sind wir nach Elmina gefahren und haben uns die Sklavenburg dort angeschaut. Es ist echt erschreckend sehen zu müssen, wie Menschen andere Menschen behandeln können. In den 350(!) Jahren, die der Sklavenhandeln betrieben wurde, sind etwa 12,5 Millionen Menschen verkauft worden. Und ungefähr 3x so viele, also 36 Millionen, sind aufgrund der unmenschlichen Behandlung vorher gestorben. Fürchterliche Zahlen.
 

 
Im Anschluss waren wir bei einem Crocodile-Point und Silke, Theo und ich haben es gewagt: wir haben ein Krokodil gestreichelt! Leider hat es sich, als Theo sich getraut hat, bewegt, noch bevor wir ein Foto machen konnten, jetzt gibt es keinen Beweis seiner Tapferkeit. Und dann sind wir noch zu einer Straußenfarm gefahren – also echt viel los!
 


In der Nacht hat mir dann mein Rücken weh getan und als ich in der Früh aus dem Bett „gesprungen“ bin, um den Wecker abzuschalten, ist mir der Schmerz so richtig eingefahren. Also haben wir wohl oder über den Besuch beim Kakum-Nationalpark verschoben und einen Ruhetag eingelegt. Am Silvestertag sind wir zum Meer gefahren und haben eine schöne Stunde am Strand verbracht.  Silvester selbst haben wir – wie viele andere Stunden hier – in der Kirche erlebt.


Rev. Mary Ghansah und "Fan"
 











Am Sonntag waren wir im Gottesdienst, der sehr schön und knackig war. Und eine interessante Erkenntnis gebracht hat: hier in der Stadt herrscht viel weniger Uniformität, vor allem die Frauen tragen kaum Kopftücher in der Kirche und wunderschöne, bunte Kleider. Am Montag stand eine „Night of Worship“, Apefa,  am Programm, wo unter anderem die Mädchen unserer Gastgeber eine Tanz aufgeführt haben. Zur Buchpräsentation von Timothys neuen Büchern ist Silke am Dienstag allein gegangen, weil mir der Rücken noch weh getan hat. Und zu Silvester wird hier landauf, landab „Watchnight“ gefeiert, mit sehr viel Gebet und mitreißendem Tanzen um Mitternacht. Ich gebe aber zu, dass wir den Abend lieber am Strand verbracht hätten, vielleicht in einem netten Restaurant. Aber was soll´s: so war es eine interessante Erfahrung mehr, die wir mit nach Hause bringen warden.


Gemeinde fullfilled


The Authors Voice - Timothy bei seiner Buchpräsentation

 
Für morgen haben wir jetzt den Kakum-Nationalpark eingeplant, der Rücken ist – Gott sei Dank – wieder schmerzfrei (zumindest mit Schmerzmitteln), und am Samstag geht es dann weiter zu unserer nächsten Station: Kumasi, wir kommen!
Comfort beim Kochen