Donnerstag, 1. Januar 2015

Cape Coast



Nach 4 ½ Monaten Odumase Krobo haben wir uns schon sehr auf den Beginn unserer Rundreise gefreut. Bereits im August, bei der General Assembly, hat uns Timothy Annoh zu sich nach Cape Coast eingeladen. Timothy und seine Familie waren 5 Jahre lang in Wien im Zuge der Partnerschaft zwischen unseren Kirchen. Anfang September habe ich dann – in Absprache mit meinem Chairman – einen Reiseplan zusammengestellt, der uns nach Cape Coast, nach Kumasi und nach Tamale bringen soll. Wer denkt, dass es damit erledigt war, hat weit gefehlt!

Wie immer galt es nämlich die Frage der Mobilität zu klären, was in Ghana bedeutet, dass wir ein Auto und einen Fahrer brauchen, weil die ghanaischen Straßen für uns Europäer wohl nur schwer zu bewältigen wären. Ich gebe zu, es war eine nervenzermürbende Prozedur. Samuel Odjelua hat uns immer wieder beruhigt: „Das wird kein Problem, macht euch keine Sorgen!“ Aber zuerst ist der Kleinbus des Headoffice kaputt geworden, der uns zur Verfügung stehen sollte. Dann hat Samuel uns sein Dienstauto angetragen, aber leider hat auch das etwa 2 Wochen vor der Abreise den Geist aufgegeben (was mich bei den hiesigen Straßenverhältnissen wirklich nicht wundert!). Und dann – war nichts zu hören! Immer nur „macht euch keine Sorgen!“ Also hab ich am 23.12., 4 Tage vor der geplanten Abfahrt, Samuel angerufen. Und er hat mich sehr beruhigt. Es wird klappen, sie haben einen Kleinbus, es muss nur mehr die Klimaanlage repariert werden. Am 25. Dezember hat er
Comfort Annoh mit unseren Kindern
angerufen, er hat selbst ein fehlendes Teil besorgt, morgen, also am 26.12., wird das Auto fertig sein und Sylvester, sein Fahrer, wird uns am 27.12. um 7 Uhr in Odumase abholen. Also haben wir uns zu nachtschlafender Zeit aus den Betten gequält, damit wir um 7 Uhr wirklich abfahrtbereit sind. Und um die vereinbarte Zeit  - hat das Telefon geläutet: Samuel hat angerufen. Das Auto hat sich als Schrottkarre herausgestellt, mit der wir unmöglich die geplanten 2500 Kilometer reisen können. Aber Sylvester ist auf dem Weg, er bringt uns nach Cape Coast, dort wird Timothy für ein Auto sorgen, das uns auch nach Kumasi bringt, dort ist dann Prince, der Leiter des Adumasa Link Projects, für uns und unsere Mobilität verantwortlich, bevor wir von  einem Auto aus Tamale abgeholt werden und so weiter. Nicht unsere Traumlösung, aber immerhin: um 9 Uhr waren wir unterwegs.

In Cape Coast wurden wir sehr, sehr herzlich in Empfang genommen. Timothy, seine Frau Comfort und seine Töchter Obi und Ofysia sind tolle Gastgeber. Und sie sprechen Deutsch! Was vor allem Theo voll taugt, weil er endlich auch von anderen verstanden wird. Wir wohnen im Pfarrhaus, werden bekocht mit den köstlichsten Speisen und haben wunderbare Gespräche.
Gleich am Montag sind wir nach Elmina gefahren und haben uns die Sklavenburg dort angeschaut. Es ist echt erschreckend sehen zu müssen, wie Menschen andere Menschen behandeln können. In den 350(!) Jahren, die der Sklavenhandeln betrieben wurde, sind etwa 12,5 Millionen Menschen verkauft worden. Und ungefähr 3x so viele, also 36 Millionen, sind aufgrund der unmenschlichen Behandlung vorher gestorben. Fürchterliche Zahlen.
 

 
Im Anschluss waren wir bei einem Crocodile-Point und Silke, Theo und ich haben es gewagt: wir haben ein Krokodil gestreichelt! Leider hat es sich, als Theo sich getraut hat, bewegt, noch bevor wir ein Foto machen konnten, jetzt gibt es keinen Beweis seiner Tapferkeit. Und dann sind wir noch zu einer Straußenfarm gefahren – also echt viel los!
 


In der Nacht hat mir dann mein Rücken weh getan und als ich in der Früh aus dem Bett „gesprungen“ bin, um den Wecker abzuschalten, ist mir der Schmerz so richtig eingefahren. Also haben wir wohl oder über den Besuch beim Kakum-Nationalpark verschoben und einen Ruhetag eingelegt. Am Silvestertag sind wir zum Meer gefahren und haben eine schöne Stunde am Strand verbracht.  Silvester selbst haben wir – wie viele andere Stunden hier – in der Kirche erlebt.


Rev. Mary Ghansah und "Fan"
 











Am Sonntag waren wir im Gottesdienst, der sehr schön und knackig war. Und eine interessante Erkenntnis gebracht hat: hier in der Stadt herrscht viel weniger Uniformität, vor allem die Frauen tragen kaum Kopftücher in der Kirche und wunderschöne, bunte Kleider. Am Montag stand eine „Night of Worship“, Apefa,  am Programm, wo unter anderem die Mädchen unserer Gastgeber eine Tanz aufgeführt haben. Zur Buchpräsentation von Timothys neuen Büchern ist Silke am Dienstag allein gegangen, weil mir der Rücken noch weh getan hat. Und zu Silvester wird hier landauf, landab „Watchnight“ gefeiert, mit sehr viel Gebet und mitreißendem Tanzen um Mitternacht. Ich gebe aber zu, dass wir den Abend lieber am Strand verbracht hätten, vielleicht in einem netten Restaurant. Aber was soll´s: so war es eine interessante Erfahrung mehr, die wir mit nach Hause bringen warden.


Gemeinde fullfilled


The Authors Voice - Timothy bei seiner Buchpräsentation

 
Für morgen haben wir jetzt den Kakum-Nationalpark eingeplant, der Rücken ist – Gott sei Dank – wieder schmerzfrei (zumindest mit Schmerzmitteln), und am Samstag geht es dann weiter zu unserer nächsten Station: Kumasi, wir kommen!
Comfort beim Kochen

1 Kommentar:

  1. Ein gesegnetes Neues Jahr und schöne Reise!
    P.S. Zwar ein bisserl exotisch aber sehr adrett die Dirndln im Dirndl ;-)

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