Donnerstag, 25. Dezember 2014

Heiße Weihnachten!


Es wollten einfach keine Weihnachtsgefühle aufkommen. Täglich an die 35°C, bei jedem Schritt tropft einem der Schweiß von der Stirn – nein, Weihnachten fühlt sich anders an. Und noch was hat gefehlt: die vorweihnachtliche Hektik! Das erste Mal seit Jahren keine Gottesdienste vor und während dem Christfest vorzubereiten. Kein hektisches Treiben in den Straßen, kein Gedränge in den diversen Geschäften, keine Weihnachtsfeiern. Das hab ich eigentlich ganz angenehm empfunden. Und es haben sich neue Möglichkeiten aufgetan.

Am Montag haben wir unsere Weihnachtseinkäufe erledigt. Mit dem Kleinbus von der Zimmermann-Congregation sind wir nach Accra gefahren. Kurz vor der Shopping-Mall hat der Bus zu rupfen begonnen, wir also an der nächsten Straßenbucht an den Rand gefahren, der Fahrer hat aus dem Handschuhfach ein paar Utensilien geholt, ist unter dem Bus verschwunden und hat – ruck-zuck – den Benzinfilter ausgebaut und wir sind kurzerhand ohne weitergefahren. Problemlösung auf ghanaisch J! In der Mall haben wir uns eine Weihnachtsente gekauft (Gans war leider aus ;-)) und uns eine Pizza mit nach Hause genommen! Ein echtes Geschmackserlebnis, nach über 4 Monaten wieder eine Pizza zu schmausen.


Theo mit neuer Kette
Am Dienstag sind wir – in Ermangelung anderer nötiger Tätigkeiten – ENDLICH zu einer Beads-Fabrik gekommen. Felix hat uns hingeführt, nach einem 20-minütigen Fußmarsch  über eine Sandpiste sind wir auf einmal in einem herrlichen Palmenhain gestanden. Cedi – so der Chef der Fabrik – stellt in seinem Betrieb die für die Krobo-Region typischen Glasperlen her. Er hat uns während der Führung die unterschiedlichen Arten von Glasperlen erklärt und uns einen ersten Einblick in diese Handwerkskunst gegeben: von der Verarbeitung des Rohmaterials über das Brennen und Schleifen bis hin zur Endfertigung. Und dann hat er uns natürlich auch noch seinen Shop gezeigt! Ich kann euch sagen, wir hätten dort problemlos ein kleines Vermögen ausgegeben, wenn – ja, wenn ich genügend Geld mitgehabt hätte. Aber die Glasperlenketten sind für Ghana relativ teuer. Kein Wunder, ist doch jedes Stück von Anfang bis Ende handgefertigt.
Reingen und schleifen

 
 
 
Brennofen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Am Heilig Abend haben wir nach alter Lintner-Tradition gemeinsam den Christbaum geschmückt. Wobei ich zugeben muss, dass die eigentliche Challenge das Aufbauen des Plastikbaumes gewesen ist. Und ich finde, er ist schöner geworden, als ich mir das beim Kauf erwartet habe. Und vor allem – endlich etwas grün im Haus! Blöderweise hab ich nicht genau geschaut, als ich die Lichterkette eingekauft habe – jetzt haben wir einen Christbaum der blinkt J! Während dem Bauen und Schmücken haben wir Ö3 gehört, es war schön, vertraute Klänge zu hören. Denn rund um uns war – wie jeden Tag – viel Musik mit noch mehr Bass zu hören. Weihnachtliche Klänge? Fehlanzeige!


Der Einzige in unserer Familie, der voll im Weihnachtsmodus war, das war Theo. Die letzten Tage sind für ihn nur in Zeitlupe verlaufen und er war manchmal wirklich nur schwer auszuhalten. Andererseits hat er uns so ein bisschen von dem Weihnachtszauber geschenkt, der dieses Fest mit Kindern so einzigartig macht. Als wir bei der Bescherung allerdings immer noch ein Lied und noch eine Strophe gesungen haben, da war er schon sehr ungehalten (so ganz nebenbei: Lili und Kerstin haben uns mit „Stille Nacht“ auf TWI überrascht, das hat Silke und mich wirklich sehr, sehr gefreut!). Und beim Weihnachtsevangelium unter dem Christbaum hat er es fast nicht mehr ausgehalten.  

Es ist komisch, aber mir ist echt meine/unsere Weihnachtsroutine abgegangen. So gar keinen Gottesdienst zu haben am Heiligen Abend – da fehlt dann doch etwas Essentielles.

Heute sind wir dann in die Kirche gegangen, und es war ein sehr schöner Gottesdienst.  9 verschiedene Lesungen – vom Buch Genesis über Jesaja zu den Evangelien – haben uns die Botschaft von Weihnachten näher gebracht, immer begleitet von tollen Lieder des Chors des Presbyteries. Sehr lässig! Und dann noch eine mitreißende Predigt von Eric, wie immer ein bisserl Pfarrer, ein  bisserl Showman, aber mitreißend und eindringlich. Ein bissi schade nur, dass wir halt wieder 4 ½ Stunden in der Kirche gesessen sind, über so eine lange Zeit ist es einfach unmöglich, einen Spannungsbogen zu halten.

Zu Hause hat dann schon Felix auf uns gewartet mit dem Weihnachtsgeschenk seiner Familie für uns: Yams, Plantains und ein Stück Fleisch. In der Früh haben wir von Rev. Stephen und Aunti Messi schon Reis, Öl, Saft und Tomatenmark bekommen. Weil es üblich ist, alle Gäste in der Weihnachtszeit zu bewirten, werden eben einfach Lebensmittel verschenkt. Eine schöne und auch sehr praktische Idee. Nur wissen wir jetzt nicht mehr, wohin mit all den Lebensmitteln. Weil wir ja bereits am Samstag für 5 ½ Wochen durchs Land reisen werden. Besonders nett waren die Geschenke von Rose und ihrer Familie. Sie hat jedem von uns einen typischen ghanaischen Stoff (sogar in Geschenkspapier verpackt) mitgebracht. Wenigstens waren wir vorbereitet und haben unsere Gäste mit selbstgebackenen Keksen und gekauften Getränken versorgt.



Wisst ihr, wie ein Christbaum in Ghana ausschaut? Nein? Wir haben es heute am Nachmittag von Abraham gelernt. Man nehme ein paar Palmblätter, flechte und dekoriere sie, und schon – tata – ist er fertig. Wie ihr sehen könnt, waren vor allem meine Damen mit Feuereifer bei der Sache. Theo hat währenddessen mit seinem neuen Lego gespielt. Und ich? Ich hab mich um das Festessen gekümmert – weil ganz ohne geht es halt auch in Ghana nicht. Jetzt sitze ich im Haus, staune darüber, dass auch heute – wie in der letzten Zeit – Kracher und Raketen geschossen werden und freue mich, dass, zumindest bis jetzt, keine Bassmusik die weihnachtliche Stille stört. Wer weiß – vielleicht wird es ja heute eine stille, heilige Nacht.   

Dienstag, 16. Dezember 2014

Name Giving Ceremony

Wisst ihr, wie cool! Wenn du am Abend des 3.Adventsonntags auf der Terrasse sitzt, in kurzen Hosen und kurzem Leiberl, und Advent feierst. Mit allem, was dazu gehört: Adventkranz, Kerzen, Kekse, Tee – nur halt ohne Schnee. Aber das ist ja in Österreich momentan auch noch so.

Aber jetzt war ich ein bisschen zu schnell. Es hat sich ja mehr getan in der letzten Woche! Nachdem wir die vielen Stifte verteilt hatten, ist Silke krank geworden. Fieber, Kopfweh, Durchfall. Ich hab mir echt große Sorgen um sie gemacht. Am Freitag sind wir, nach einer sehr unruhigen Nacht, ins Krankenhaus gefahren. Der Warteraum war überfüllt und wir haben uns auf eine laaaange Wartezeit eingestellt, aber es ist echt ein Wahnsinn: alle Leute haben uns vorgelassen und so sind wir nach etwa 15 Minuten schon dran gewesen. Der Arzt hat Silke, wie erwartet, zur Blutabnahme geschickt, zum Malariatest. Negativ! Gott sei Dank! Nach dem Labor haben wir dann doch noch eine ganze Stunde gewartet, bis der Onkel Doktor wieder bereit war, jemanden in sein Zimmer zu lassen, haben ein ganzes Sackerl voller Medikamente mitbekommen und sind nach Hause gefahren, ohne jedoch zu wissen, was Silke hat. Das Fieber ist unterdessen weg, aber der Bauch ist noch immer nicht in Ordnung.

bezeichnend: Pfarrer und Chairman sitzen vor den Eltern!
Am Sonntag um 7 Uhr in der Früh waren wir eingeladen zur Name-Giving-Ceremony von Baby Hermann. Vor dem Haus des Kindsvaters war eine Feiergesellschaft versammelt, und kaum, dass wir da waren, ist es dann auch schon losgegangen. Zuerst wurde unter der Anleitung von Rose gesungen, dann haben Rev. Stephen, Chairman Fred und dessen Frau das Baby gebracht. Es wurde gebetet, dann haben Brüder vom Kindsvater kurze Ansprachen gehalten. Und dann ist es wirklich losgegangen.



Einmal mit Wasser...
... und einmal mit Fanta
Auf einem Tisch in der Mitte sind ein Topf, Stoff, 20 Cedi und Coca Cola, Fanta und Sprite gestanden. Es wurde in ein Glas etwas Wasser gefüllt und in ein anderes Glas etwas Fanta. Dann hat der Chairman seine Finger 3x ins Wasser getaucht und jedes Mal den Mund des Kindes berührt. Und das gleiche hat er dann nochmal mit dem Fanta gemacht. Es geht wohl darum, dem Kind spüren/schmecken zu lassen, dass es unterschiedliche Erfahrungen gibt auf dieser Welt: süße und saure, gute und schlechte.


Nach einem weitern Gebet wurden dann die Geldgeschenke an einen Onkel des Kindes übergeben, der diese dann der ganzen Versammlung präsentiert hat. Die meisten haben zwischen 2 und 5 Cedi gegeben, also zwischen 50 Cent und 1,20 Euro. Das Geld wurde dann in dem Topf gesammelt. Ja, und dann war die Feier auch schon wieder vorbei.

Wir sind alle ganz vernarrt in den kleinen Mann, der unterdessen allerdings seine Hautfarbe gewechselt hat und schon ganz dunkle geworden ist. Joyce hat ihn uns gleich zum Halten gegeben, und als wir dann gegangen sind, hat sie gesagt, wir dürfen ihn ruhig mitnehmen, sie kommt ihn dann später holen! Also sind wir mit dem Baby am Arm nach Hause gegangen. Als Hermann dann allerdings Hunger bekommen hat, haben wir ihn schnell wieder seiner Mama zurück gebracht.

Anschließend bin ich mit Kerstin und Stephen zur District Session gefahren. In der Adventszeit werden in den einzelnen Districten Gottesdienste gefeiert, bei denen alle Gemeinden des Districts zusammenkommen und für das vergangene Jahr danken. Eine schöne Einrichtung, finde ich, und wieder ein schöner, bunter und vielfältiger Gottesdienst mehr.
Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen...

Gestern haben wir dann den 17. Geburtstag von Lili gefeiert. Sie hat sich eine Torte gewünscht, und wir haben eine bekommen. Ein kleines Hoppla ist mir allerdings passiert: ich habe im Ort Geschenkpapier gekauft. Leider hab ich nicht gesehen, dass „God bless your marriage“ drauf gestanden ist J! Kurz hat sich Lili geschreckt und gedacht, wir haben sie an den Meistbietenden verkauft ;-)!

Am Abend sind dann Joyce mit Baby Hermann, ihrem Mann, ihren beiden Schwestern und zwei Kindern zu uns auf Besuch gekommen. Wir haben natürlich unsere Weihnachtskekse kredenzt, und ich möchte sagen, sie sind gut angekommen. Es war ein schöner und gemütlicher Abend, wieder, wie schon am Abend davor, auf unsere Terrasse, im Schein der Kerzen. Joyce´ Mann (ich weiß seinen Namen nicht, und jetzt ist es schon ein bisschen spät, um nachzufragen!) hat uns allerdings versprochen, zu Weihnachten zu uns zu kommen und mit uns einen echten ghanaischen Christbaum aus Palmblättern herzustellen. Na, wir sind gespannt, was da auf uns zukommt!  



Mittwoch, 10. Dezember 2014

Stift as a gitft

 

Schon nach den ersten Schultagen, die Lisbeth und Kerstin in der Krobo Girls Presbyterian Senior Highschool verbracht haben, stand fest, dass die Unterschiede nicht nur im pädagogischen Bereich liegen sondern auch in der Ausrüstung sowohl der Schule als auch der Schülerinnen. Die Einrichtung entspricht einem verfallenen Klassenzimmer aus einem österreichischen Heimatmuseum, Schulbücher werden – wenn überhaupt vorhanden – geteilt und weitergegeben, Hefte werden klein und überall beschrieben und niemand besitzt ein richtiges Federpenal. Die Kugelschreiber und Stifte meiner Töchter haben sehr schnell ihre Besitzer gewechselt. Als dann auch noch Theo in die Schule kam und wir die begehrlichen Blicke seiner Mitschüler auf seine Buntstiftsammlung gesehen haben, stand fest, dass wir Stifte in die Schulen bringen wollen. Deswegen fragte ich einmal vorsichtig bei meiner Kollegin an, ob sie im BG/BRG Keimgasse nicht ein Sozialprojekt starten möchte.

 


3b des BG/BRG Keimgasse nach Verpacken der gesammelten Stifte
Wie immer, hat Monika Lichtenegger die Idee nicht nur aufgenommen sondern sie gemeinsam mit ihrer Klasse 3b schnell und sehr kreativ umgesetzt. Unter dem Motto „Stift as a gift“ haben die Schüler/-innen innerhalb nur weniger Wochen unglaubliche 45kg Buntstifte, Bleistifte, Textmarker, Kugelschreiber, Fineliner, Filzstifte, Wachsmalkreiden,Dosenspitzer, Radiergummis, Scheren und Lineale gesammelt. Markus, Theo und ich haben am Montag die Pakete in Koforidua abgeholt und konnten es zuhause beim Auspacken kaum glauben, was da alles zum Vorschein kam.

Einen ganzen Nachmittag und Abend lang haben wir die bereits vorsortierten Materialen nochmals sortiert. Manche Stifte haben unter dem Transport so gelitten, dass wir sie nur mehr entsorgen konnten, viele Buntstifte waren abgebrochen und mussten neu gespitzt werden.  Schließlich haben wir aber drei neu gepackte Kisten vor uns stehen gehabt. Nachdem unser Häuschen hier ohnehin sehr eng ist, haben wir beschlossen, die Sachen so schnell wie möglich unters Volk zu bringen.


So haben Markus und ich gestern die erste Kiste, gefüllt mit dicken Buntstiften, Radiergummis, einigen Dosenspitzern und Wach- sowie Straßenmalkreiden, haben wir in den Kindergarden gebracht. Wie immer liefen uns die Kinder aufgeregt und „blofono“ rufend entgegen. Wie die Rattenfänger, jeder von uns hatte mehrere Kinder am Arm hängern, kamen wir bei der Headmistress an. Gemeinsam begutachteten wir die Schulsachen. Lustig aber auch zum Nachdenken anregend fand ich es, als eine der Lehrerinnen einen Dosenspitzer aufschraubte, den Inhalt inspizieren wollte und schließlich ihre Nase hineingesteckt hat. Es folgte ein fragender Blick und ich musste nochmals erklären, wofür ein Dosenspitzer verwendet wird. Es war wirklich entzückend zu sehen, wie sehr sich die Kinder und ihre Lehrerinnen gefreut haben. Nach ein paar Bildern und Gesprächen haben wir es geschafft wieder zu gehen.


Headmistress des Kindergardes mit einer Lehrerin
 
 
 
 
 
 
Headmistress der Primary School
Unser nächster Weg führte uns in die Primary School. Als wir ankamen war gerade eine Pause, unser Kommen blieb also auch hier nicht unbemerkt und wieder drangen wir mit einer Schar von Kindern um uns bis zur Headmistress vor. Die Neugier der Schülerinnen und Schüler war riesig. Alle wollten wissen, was denn in dieser großen gelben Kiste ist. Ein mutiger Bursche hat schließlich während dem Gespräch mit der Headmistress den Deckel gelüpft und als die Kinder den Inhalt sahen, war die Begeisterung riesig und die Aufregung war kaum zu bremsen. Alle wollten Buntstifte, einen Bleistift und Radiergummi und natürlich einen Dosenspitzer haben. Die Headmistress sorgte nicht nur für Ruhe sondern reagierte auch sonst höchst professionell. Schnell fischte sie eine Stiftebox aus der Schachtel und posierte mit mir vor einer Hand voll Schüler/-innen für die Fotos – es war echt unglaublich. Nachdem sie uns zugesagt hat, dass auch hier die Sachen von den Lehrerinnen fair verteilt werden, sind wir begleitet von vielen Kindern wieder nachhause gegangen. Theo hat uns heute schon erzählt, dass die Stifte schon verteilt werden.

Jetzt fehlt uns nur mehr die Krobo High, wo wir kommende Woche hinfahren werden, da diese Woche die Examination-Week ist. Aber wir sind uns alle einig, dass auch dort die Begeisterung groß sein wird und die Schülerinnen sich vor allem über die Kugelschreiber, Bleistifte, Dosenspitzer und ganz besonders über die Textmarker freuen werden.

Sowohl im Kindergarden als auch in der Primary School haben uns die Lehrerinnen gesagt, dass sie auch dringend Hefte benötigen würden. Deswegen freut es mich besonders, dass die 3b des BG/BRG Keimgasse bei einem Kuchenbuffet auch noch € 130,- gesammelt hat. Mit diesem Geld bekommen wir hier ca. 800 Hefte, die wir dann auch noch in die Schule bringen werden. Die 100 benötigten Hefte für den Kindergarden haben wir gestern schon besorgt.

Es ist unglaublich berührend zu sehen, wie sehr sich Kinder und Erwachsene über für  Schulsachen freuen, die für jede Schülerin und jeden Schüler bei uns selbstverständlich sind. Deswegen möchte ich mich auch auf diesem Weg nochmals bei meiner Kollegin Monika Lichtenegger und ihrer 3b für die Organisation dieser großartigen Spendenaktion bedanken. Dank gebührt aber auch den Schüler/-innen des BG/BRG Keimgasse, die die Aktion durch ihre Spenden zum Erfolg gemacht haben, und dem Elternverein der Schule, der den Versand der Megapakete finanziert hat. Danke!! Besonders schön war natürlich, dass die Spenden persönlich übergeben werden konnten. Wieder einmal haben die Schülerinnen und Schüler des BG/BRG Keimgasse mit einem Sozialprojekt gezeigt, dass sie Probleme erkennen und bereit sind soziale Verantwortung zu übernehmen. Als Lehrerin an dieser Schule bin ich natürlich besonders stolz!

Montag, 8. Dezember 2014

Österreich-Woche in Odumase Krobo



Eric, Markus, Lili, Silke, Theo, Kerstin und Ehepaar Tekpetey
 

Es ist ein Wahnsinn! Momentan wird es immer heißer, auch wenn ich das nicht gedacht hätte. Aber die Hitze hat jetzt auch schon den Innenraum erobert und ist nur mehr mit den Deckenventilatoren zu ertragen. Und auch Duschen ist nur mehr bedingt erfrischend, weil das Wasser durch die Sonne in den letzten Tagen richtig warm geworden ist. So schleppen wir uns vom Haus zum Markt und wieder zurück und sinken erschöpft unter dem Ventilator in den Fauteuil und versuchen den Wärmehaushalt wieder auf Gleich zu bringen. Aber wenn ich dann höre, dass sich in Österreich in den letzten Tagen die Sonne gar nicht gezeigt hat, dann finde ich die Hitze gleich wieder erträglicher J.

Die letzte Woche waren wir sehr beschäftigt. Ende Oktober bin ich zu Pfarrer Tekpetey von der Zimmermann-Congregation gegangen und habe gefragt, ob er nicht Interesse hätte an einem Vortrag über Österreich, und wenn er mag, könnte ich auch gerne einmal predigen. Am nächsten Tag ist er dann vor meiner Tür gestanden und hat gesagt, dass er mit seinen Presbytern geredet hat, und sie freuen sich, wir sollen bitte von 1.-5. Dezember jeden Abend so eine Stunde von unserer Heimat erzählen, und am 7.Dezember soll ich doch bitte im English-Service predigen. Das hat man davon!

Wie immer haben Silke und ich den Termin herankommen lassen, ohne die Zeit in diese Richtung zu nutzen. Und so ist es zum Schluss natürlich wieder richtig eng geworden. Aber wir haben es geschafft und waren am Montag bereit, ein Stück Österreich nach Ghana zu bringen. Unser Abend sollte um 19 Uhr beginnen, und nachdem wir natürlich eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet hatten, sind wir schon um 18:30 in die Kirche gegangen um zu prüfen, ob der Laptop auch wirklich mit dem Beamer reden mag.

Eigentlich sollten wir nach fast 4 Monaten Ghana schon klüger sein!

Bis um kurz vor 19 Uhr waren wir allein in der Kirche. Beamerprobe also Fehlanzeige.  Dann sind die Techniker gekommen, alles hat funktioniert – aber es war schon etwa 19:15 Uhr und es waren vielleicht gerade 5 Leute da - und keine Spur vom Pfarrer. Um 19:30 Uhr ist dann Eric gekommen, ein echt lustiger Kollege, der eine Pfarrgemeinde der PCG in Südafrika leitet und gerade auf Heimat“urlaub“ ist. Er war unser Übersetzer, denn die meisten Menschen verstehen eigentlich nur sehr, sehr wenig Englisch, und deshalb musste alles in Krobo übersetzt werden. Ja, und dann – dann wurde einmal gesungen und gebetet. Wir haben also so gegen 20 Uhr mit dem Vortrag beginnen können. Und zu der Zeit waren dann fast 50 Personen in der Kirche. Eric hat übersetzt, wobei das eigentlich nicht ganz stimmt. Er hat interpretiert, erklärt, beschrieben – was natürlich immer recht lange war. Und wir sind sehr schnell drauf gekommen, dass wir gut die Hälfte des Vortrags streichen müssen, weil die Menschen hier mit diesen Infos nichts anfangen können. Dass das beim Wetter und dem Thema Schnee passiert, das war uns ja noch klar. Als wir aber gemerkt haben, dass niemand, einschließlich dem Pfarrer,  etwas mit einem „Opera house“ anzufangen wusste, hat uns das doch wieder gezeigt, wie unterschiedlich die Lebenswelten doch sind. Sehr lustig waren auch die Heiterkeitsausbrüche sowohl bei Erich als auch unseren Zuhörern über  uns „crazy Austrians“. Sie konnten es nicht fassen, dass Kerstin als Hobby auf Pferden reitet, wir  gerne  Kaiserschmarrn essen (nachdem geklärt wurde, was das überhaupt ist) und uns mit Schiausrüstung von einem Lift in die Berge transportieren lassen. Es war wirklich schön, ein bisschen Österreich nach Ghana zu bringen, und ich hab mich natürlich sehr gefreut, dass wir – bis auf Theo – wirklich als Familie erzählt und vorgetragen haben.

Am Samstag bin ich dann recht spontan zum Begräbnis eines Kollegen mitgefahren. Eric hat mich darauf angeredet und sich auch wirklich sehr um mich gekümmert und mir vieles erklärt und meine Fragen beantwortet. Der Verstorbene lag bei unserer Ankunft halb aufrecht in seinem Sarg, und zwar im vollen Ornat: Talar, Bäffchen und Stola. Über dem Leichnam war eine kleine Discokugel angebracht, die bunte LED-Lichter über die Szene warf. Als der Gottesdienst losgegangen ist, wurden dann weiße Tücher um den Sarg gespannt und der Sarg geschlossen. Zur Information über den Verstorbenen wurde ein richtiges kleines Heftchen verteilt, dort war neben dem Gottesdienstablauf und den Liedtexten auch ein Lebenslauf und  Nachrufe vorn seiner Frau, den Kindern, Vertretern der PCG usw. zu lesen. Und ich hab meinen Augen nicht getraut. Der Mann ist schon am 10. August (!!) gestorben.  Also noch bevor wir nach Ghana gekommen sind. Aber Eric hat mir erklärt, dass das ganz normal ist in Ghana, was vor allem an den horrenden Begräbniskosten liegt. So kann es schon auch vorkommen, dass ein Toter über ein Jahr kaltgestellt wird, bevor er bestattet wird. Wie sie das bei den immer wieder vorkommenden Stromausfällen machen will ich lieber nicht so genau wissen ;-)

Nach nur 2 Stunden Gottesdienst sind wir dann zum Friedhof gegangen. Der Sarg wird von jungen Pfarrern zu einem Auto und von vom Auto zum Grab getragen. Beim Grab (wunderbar verfließt) wurlt es, jeder will ganz vorne stehen, und so drängen sie von allen Seiten heran. Aus einem Lautsprecher in der Nähe tönt laut Musik, die Abschiedsworte am Grab sind unmöglich zu verstehen, und das obwohl ich mir einen echt guten Platz in der 2. Reihe gleich hinter dem Chairman und dem Clerk gesichert hatte. Ein paar Schaufelchen Erde, ein paar Gebete und zwei Lieder später war das Begräbnis dann zu Ende. Die Familie und die meisten Gäste sind dann zu dem „Festgelände“ gegangen für das Abschiedsfest für den Verstorbenen. Für alle Pfarrer und Lektoren mit Anhang – so hatte man es uns schon im Gottesdienst in der Kirche mitgeteilt – war in der Kirche eine Erfrischung hergerichtet. Wieder in Odumase habe ich mich mit den Worten verabschiedet „See you tomorrow by the first service!“, worauf mir Pfarrer Tekpetey freundlicherweise  mitgeteilt hat, dass es kein First Service geben werde und ich im Hauptgottesdienst predigen darf. Und nicht bei irgendeinem, sondern beim „Hearvest-Service!“! Was das ist? Lest selbst!

Chairpersons mit Pfarrern
Und die Spender kommen...
Die PCG hebt keinen Kirchenbeitrag von ihren Mitgliedern ein. Deshalb wird einmal im Jahr, beim sogenannten Hearvest-Service, das versammelte Kirchenvolk zu einer besonders großzügigen Kollekte eingeladen. Eines gleich vorweg: allein das Geldsammeln hat über eine Stunde gedauert, der Gottesdienst etwas über 4 Stunden – und das bei meiner Predigtlänge! Am Beginn der Geld-Sammel-Aktion wird eine Gruppe von Menschen zu Chairpersons erkoren, welche über das Procedere zu wachen haben und die wohl auch eine größere Summe zu spenden haben. Dann hat Pfarrer Tekpetey mit einer kleinen Rede begonnen, gespickt mit Bibelworten, warum die Menschen denn jetzt spenden sollten – und es wurde auch eine Zielvorstellung formuliert. Und dann wird zuerst eingeladen nach vorne zu kommen, wer mindestens 50 Cedi spenden will, und nach und nach wird der Spenden-Betrag dann verringert, bis zu einem Cedi. Bereits in Phase 1 ist Eric gekommen, eine echt sehr charismatische Gestalt, und hat die Moderation übernommen, woraufhin der Ortspfarrer, für alle gut sichtbar, einige 10-Cedi-Schein herausgeholt und diese Erik übergeben hat, der sich dafür ausführlich und überschwänglich bedankt hat. Und so sind – nach der oben erwähnten guten Stunde – über 10.000 Cedi an diesem Sonntag zusammen gekommen, was die Menschen zu wahren Begeisterungsrufen hingerissen hat.
Abendmahlfeier für Presbyter und Mama Osofos

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: die Predigt ist  gut gegangen J!

 

Montag, 1. Dezember 2014

1. Advent in Odumase Krobo



Die Weinflasche war nur zum Auswalzen da!!!

Auch wenn es die Temperaturen uns in keinster Weise vermittelt haben, ein Blick auf den Kalender hat uns gezeigt, dass der 1.Advent vor der Tür steht. Und das bedeutet natürlich eine Menge Vorbereitungen!


Theo wartet darauf, den Teig zu naschen :-)
Bei unserem letzten Besuch im Supermarkt in Accra haben wir uns mit ausreichend Margarine, Mehl und Zucker versorgt, aus Österreich sind Kokosflocken und Backpapier mit nach Ghana gekommen – damit waren schon einmal sehr viele notwendige Vorarbeiten erledigt und wir konnten uns an die Keksproduktion machen. Ich gebe gerne zu, dass unsere Kekse in Österreich weder durch Artenvielfalt noch durch besondere optische Klasse hervorstechen, aber uns schmeckt´s, und man nimmt halt auch was man kriegt. Ähnliches gilt wohl auch für die Ghana-Kekserl, aber für unsere Verhältnisse sind die Ausstecher echt schön geworden und die Kokosbusserln schmecken sowieso immer spitze. Leider ist uns am Ende der Backsession das Gas ausgegangen und wir mussten einen Teil des mühsamen, ohne Mixer hergestellten Teiges entsorgen. Jetzt bin ich auf der Suche nach Keksrezepten ohne Nuss, weil außer Erdnüssen bekomme ich hier nichts.
Produktionsschritt 3


Adventkranz in Ghana - so schön!
Große Sorgen haben wir uns um den Adventkranz gemacht. Normalerweise wird unser Kranz immer von Silke hergestellt und sie sind echt jedes Jahr ein Wahnsinn. Aber Reisig ist hier einfach nicht vorhanden. Da hat Lisbeth die rettende Idee gehabt und uns aus bemalten Papier einen tollen Adventkranz gebastelt, den wir mit den Kerzen und ein paar Strohsternen, die wir von meinen Eltern bekommen haben, vervollständigen konnten.

Für die Deko im Haus sorgt Kerstin, die uns geniale Papiersterne bastelt, und Theo, der uns die schönsten Weihnachtsbilder malt. Und so konnten wir am Abend des 1.Advent, nachdem die Sonne verschwunden war und sich die Nacht über Odumase Krobo ausgebreitet hat, das erste Kerzerl anzünden und Advent feiern: mit selbstgebackenen Keksen, heißem Tee und schönen Lieder. Denn 1.Advent OHNE „Macht hoch die Tür“ kann ich mir auch in Ghana nicht vorstellen, und auch Psalm 24 haben wir gelesen. Also alles wie daheim: nur das wir alle mit kurzer Hose und kurzen Leiberl dagesessen sind und der Deckenventilator uns fast die Kerze ausgeblasen hat. Aber ohne wären wir einen plötzlichen Hitzetod gestorben.

Die Kirche in Korletsom
Am Vormittag waren wir in einer kleinen Gemeinde im Ort zu Besuch gewesen: Korletsom. Wären nicht die Wegweiser gewesen und vor der „Kirche“ der Chor gestanden, wir hätten nie hingefunden. Es hat sich aber schnell gezeigt, dass ein schöner Gottesdienst nicht vom Kirchengebäude abhängt, sondern von der Gemeinde, die ihn feiert. Es war bestimmt der ungewöhnlichste Gottesdienst zum 1.Advent den ich je gefeiert habe, wie immer mit viel Musik und Tanz, mit Trommeln und geschwenkten Taschentüchern. Und auch wenn wir es erst gar nicht glauben wollten: auch in der kleinsten Kirche ist viel Platz! Hier waren es über 130 Menschen, die sich mit uns die Frage gestellt haben, wie wir uns auf die Wiederkunft Christi vorbereiten sollen.
Platz ist in der kleinsten Hütte!

Aunti Merci, Katechistin, in ihrer "Uniform"

Dienstag, 25. November 2014

Thank God – no EBOLA in Ghana!

Heute am Vormittag hat mein Handy geläutet, eine mir unbekannte Nummer hat versucht mich zu erreichen und ich habe abgehoben: “Hello” – und als “Antwort” einen comptergenerierten Anruf entgegengenommen, mit dem die Regierung in Ghana Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung leistet – für den Fall der Fälle. Als dann wenig später auch Silke Telefon geläutet hat mit der gleichen Botschaft ist mir aufgefallen, dass ich dieses Thema noch gar nie zum Thema gemacht habe – obwohl es ein Thema ist in Ghana, ohne ein Thema zu sein J! Verwirrt? Nicht nötig, es ist nicht so verwirrend, wie ich es hier beschrieben habe. Aber von Anfang an!

Vor unserer Abreise im Sommer war das Thema Ebola ständig in den Schlagzeilen und nicht wenige Menschen in unserem Freundes- und Bekanntenkreis haben uns auf die Gefahren dieser Krankheit hingewiesen. Und ich gebe zu, dass wir alle ein bisschen nervös geworden sind. Auch Elisabeth, unsere „Betreuerin“ im OKR, hat in einer letzten Besprechungen noch einmal die Parole ausgegeben: „Sobald Ebola nach Ghana kommt, seid ihr aus Ghana draußen!“ Ich gebe zu, dass das schon beruhigend war zu wissen, dass es im Ernstfall keine Diskussion geben wird, ob das Projekt abgebrochen wird oder nicht.

Als dann am Flughafen bei der Immigration eine Beamtin mit Mundschutz gestanden ist, hat das unserem Unwohlsein nicht wirklich Abhilfe geschaffen. Aber jetzt, nach 4 Monaten kann ich wirklich sagen: völlig umsonst! Gott sei Dank! Bis jetzt wurde das Land von der todbringenden Seuche verschont und wir alle hier hoffen und beten, dass das auch so bleibt. Insofern ist Ebola in Ghana kein Thema.

Trotzdem ist es aber so, dass ich immer wieder mit dem Thema konfrontiert werde. Neben der Telefonaktion z.B. mit regelmäßigen Infospots im Fernsehen (sogar am Kinderkanal wird kindgerechte Aufklärungsarbeit betrieben!), mit eigenen Einheiten in den Schulen (in Theos Klasse hängt z.B. ein Plakat mit Verhaltensregeln zur Vermeidung von Ebola und mit erkennbaren Symptomen der Krankheit) und auch sonst sind in vielen öffentlichen Gebäuden Infos zu sehen: im Krankenhaus sowieso, aber auch in Banken, öffentlichen Toiletten, in Restaurants, in der Shopping-Mall in Accra und im Headquarter der PCG. Insofern ist Ebola also doch ein Thema.

Die Menschen hier gehen auch genauso damit um. Als wir ziemlich am Anfang meiner Zeit von einem Begräbnis zum Auto gekommen sind, wurde wie selbstverständlich ein Hand-Sanitizer herumgereicht, und es gibt fast immer und überall die Möglichkeit, sich die Hände mit Seife unter fließendem Wasser zu waschen. Und natürlich wird dabei auch immer wieder ein bisschen spöttisch auf die Ebola-Gefahr hingewiesen. Aber es zeigt: Ebola ist real, die Gefahr eines Ausbruchs ist nicht von der Hand zu weisen. Und trotzdem geht das Leben weiter, muss weitergehen. Denn zu Tode gefürchtet, ist bekanntlich auch gestorben.

 

Donnerstag, 20. November 2014

Halbzeit



Papa und Mutti in Ghana oder "Hilfe, die Schwiegereltern kommen" ;-)



Papa in seinem Element!!
Ja, jetzt weiß ich eigentlich nicht genau, was ich fühlen soll – soll ich mich freuen, weil wir in 14 Wochen schon wieder nach Hause kommen, unsere Freunde und die Familie wiedersehen? Oder soll ich traurig sein, weil die ersten 14 Wochen wie im Flug vergangen sind und uns nur mehr so wenig Zeit übrig bleibt? Es ist wohl ein bisschen von beidem! Und wahrscheinlich wird am Tag unserer Abreise ein lachendes und ein weinendes Auge zu sehen sein…

Fischmarkt Kpong
Es ist viel passiert, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Meine Eltern waren für 10 Tage bei uns und haben Abwechslung in unseren Lebensalltag gebracht. Am 10. November sind Silke und ich mit dem Trotro nach Accra gefahren. Mit Umsteigen! Das war schon ziemlich aufregend, aber jetzt wissen wir auch, wie diese Challenge funktioniert – das heißt, wir kommen ohne fremde Hilfe zur Shopping-Mall J! In der Mall haben wir uns mit Sylvester getroffen, dem Driver von Samuel Odjelua, der zu der Zeit gerade auf Besuch in Österreich gewesen ist und uns sein Auto überlassen hat, um meine Eltern vom Flughafen abzuholen. In der Mall die große Überraschung: alles war weihnachtlich dekoriert und es gibt Christbäume zu kaufen!! Ok, nur aus Plastik, aber dennoch: ein bisschen Grün für den Weihnachtsabend. Wir haben schnell beschlossen bei unserem nächsten Besuch einen solchen Plastik-Halleluja-Besen zu erstehen. Wenig später sind wir dann am Flughafen gewesen und haben tatsächlich meine Eltern in die Arme schließen können. Die ganze Familie hat sich schon irrsinnig auf Oma und Opa gefreut und die Kinder sind auch bis kurz vor Mitternacht aufgeblieben, um die Großeltern in Odumase willkommen zu heißen. Ich brauch wohl nicht extra zu erwähnen, dass der nächste Tag von uns schulfrei gegeben worden ist ;-).

Lisbeth, Kerstin, Dina und Schulfreundinnen
Die Woche war affig heiß und vor allem extrem schwül. Deshalb haben wir nach Rücksprache mit meinen Eltern das Programm ein bisschen reduziert und z.B. die Boti Falls gestrichen. Aber natürlich waren wir am Markt, mit dem Trotro in Somanja in unserem Supermarkt und – wie könnte es anders sein – in der Kirche. Wir haben am Sonntag den Hauptgottesdienst besucht und meine Eltern sind auch gleich vorgestellt worden. Überhaupt sind sie von allen Seiten extrem herzlich empfangen worden. Da könnten wir uns in Österreich schon eine gehörige Scheibe abschneiden. Und am Abend war es dann soweit: ich habe beim Gottesdienst in der Krobo-Girls-Presbyterian Senior High meine erste Predigt in Ghana gehalten – und das gleich vor etwa 2000 Menschen. Ich war nervös wie vor 17 Jahren, als ich das erste Mal in meinem Leben auf eine Kanzel geklettert bin. Aber ich glaube, ich hab meine Sache ganz gut gemacht. Und ich hab die Gelegenheit genutzt, auch gleich zu sagen, was ich von dem ständigen Bestrafen und Schlagen in der Schule halte.



Aber jetzt habe ich eines der beeindruckensten Ereignisse fast vergessen! Am Mittwoch letzte Woche ganz zeitig in der Früh klopft es an unserer Türe und der Mann von Joyce, einer der Sekretärinnen steht davor: Joyce hat in der Nacht ihr Baby bekommen, das sechste Kind und der zweite Bub. Wir haben uns total mitgefreut, weil wir wirklich in den letzten Wochen sehr mitgewartet haben. Und wir durften am Donnerstag auf Besuch kommen und uns den neuen Erdenbürger anschauen. Es ist schon immer wieder ein Wunder! So ein kleines Würmchen und trotzdem alles dran. Besonders fasziniert war ich von den Haaren (schwarz gelockt, was sonst! Und gaaanz weich und flaumig) und der Hautfarbe. Der junge Mann ist nämlich ganz hell! Wie ich gelernt habe verändert sich die Farbe innerhalb der ersten 3 Monate erst. Nachdem sein Papa und seine Mama  ganz schwarz sind nehme ich an, dass auch er noch ordentlich nachdunkeln wird. Wie der Bub heißt? Keine Ahnung! Das wird erst in diesen Tagen bei der „Name-Giving-Ceremony“ bekannt gegeben. Solange bleibt die Familie mit dem Kind allerdings auch in den eigenen vier Wänden, erst dann wird das neue Kind quasi überall mit hingenommen.

Fischerfamilie bei der Arbeit
Unsere "Luxuskutsche"
Den Abschluss der Zeit mit meinen Eltern wollten wir wieder in Big Ada verbringen, damit sie nicht nur Oduamse Krobo gesehen haben. Samuel Lawerteh, der Pfarrer von Big Ada, hat sich wieder um alles gekümmert. Wir haben das Guesthouse bekommen (ohne etwas bezahlen zu müssen), er hat für uns die Fahrt am Volta-River organisiert (ohne Geld dafür zu nehmen), sich den ganzen Tag für uns Zeit genommen und uns auch wieder mit Essen versorgt. Ich gebe zu, dass ich Samuel vom ersten Moment an sehr sympathisch gefunden habe, schon Anfang September, als ich ihn kurz in Oduamse kennengelernt habe. Ein freundlicher, lebenslustiger, agiler Mann mit einer tollen Familie. Eine seiner Töchter, Dina, geht seit letzter Woche auch auf die Krobo-Girls. Es ist ihre erste Internatsschule, und als wir am Sonntag dort waren zum Gottesdienst, haben wir schon gemerkt, dass es ihr gar nicht gut geht. Sie hat uns zwar tapfer angelächelt, aber ihre Augen haben etwas ganz anderes erzählt. Kein Wunder, wenn ich daran denke, dass das junge Mädchen in eine Schule geht, in der ihre Matratze nur mehr am Boden Platz gefunden hat (und natürlich ist es verboten, tagsüber im Bett zu liegen!) und in der man für alles und jedes bestraft wird. Vor allem die älteren Schülerinnen machen sich einen Spaß daraus, die neuen nach Lust und Laune zu quälen – nur, weil sie halt jetzt älter sind. Wen wundert es also, dass Dina krank geworden ist, eine ordentliche Portion Heimweh mit ein bisschen Fieber. Also hat uns Samuel gebeten, sie mitzunehmen auf unserer Fahrt nach Big Ada, was wir gerne gemacht haben. Sie hat sich zuhause natürlich sofort erholt und ich bin gespannt, wie es ihr ergehen wird, wenn sie am Samstag wieder in die Schule zurückgebracht wird.

Gestern war es dann soweit und wir mussten Oma und Opa wieder zum Flughafen bringen. Für uns war es wirklich eine wunderbare Zeit und ich denke, dass auch meine Eltern mit einem ganzen Haufen neuer Eindrücke und Erfahrungen die Heimreise angetreten haben.
Samuel, Mammli, Lili, Theo, Evi, Hubert, Silke, Dina, Markus, Samuels Frau und Kerstin