Donnerstag, 28. August 2014

14 Tage in Odumase


Ausblick von unserer Terrasse während dem Gewitter
Seit zwei Wochen leben wir nun in Odumase und noch immer gibt es so viele neue Dinge für uns zu entdecken. Trotzdem merken wir, dass  wir vieles schon gelernt haben und mit den Lebensbedingungen hier immer besser zurecht kommen. Auch unser erstes Tropengewitter haben wir schon erlebt. Da wird es schon so richtig laut und nass!

Das Autofahren (und wir sind ja nur Passagiere) ist immer wieder spannend. Es erstaunt mich jedes Mal wieder wie gut die Fahrer ihre Autos im Griff haben. Mit sehr viel Ruhe und Gelassenheit steuern sie ihre Vehikel nicht nur sicher durch das unglaublich große Verkehrsaufkommen sondern schaffen es auch durch dieses Slalom zu fahren, um den riesigen Schlaglöchern auszuweichen. Wir sind auch schon oft über Straßen gefahren, die den Namen wirklich nicht verdienen. Wir sind uns einig, dass viele unserer Forststraßen und Feldwege besser ausgebaut sind. Ebenfalls unfassbar ist es, wie viele Personen in einem normalen PKW Platz haben, auch wir sind schon zu 7. in einem ganz normalen PKW gesessen (mit Schoßplätzen ja kein Problem, aber schon sehr heiß und ungemütlich und natürlich unsicher, wobei die Sicherheit sowieso nicht unbedingt an erster Stelle steht). Bei unserer ersten Fahrt mit dem Trotro wurde mir schon ein bisschen anders als durch die Bodenplatte freie Sicht auf die Straße und ihre Beschaffenheit hatte. Ich wusste beim Ein- und Aussteigen auch nicht genau wohin ichs teigen soll, ohne durch den Rost zu brechen.

Aufgrund dieser Erfahrungen versuchen wir auch viele Strecken zu Fuß zu bewältigen, was ja nett wäre, wenn man sich nicht manchmal wie Freiwild fühlen würde. Die Straße gehört den Autos, d.h. spring in den nächsten Graben, wenn hinter dir jemand zu hupen beginnt. Es ist erstaunlich, dass so wenig Unfälle passieren, vor allem wenn man bedenkt, dass neben Autos und Fußgängern auch noch Hühner und Ziegen die Straßen bevölkern.

Am Mittwoch und Samstag findet in ca.2 km Entfernung immer ein großer Markt statt. Diesen haben wir nun schon 3x besucht. Als wir zum ersten Mal aufgebrochen sind, waren wir total stolz, dass wir den Weg ohne Umwege gefunden haben. Die wirkliche Herausforderung war allerdings aus dem Markt wieder auf die richtige Straße zu finden. Der Markt ist echt faszinierend: Unmengen an Ständen kreuz und quer, Menschenmassen, die sich durch diese durchdrängen und zwischen – wie sollte es anders ein – Hühner, Ziegen und Abfall.

 Beim Einkaufen merken wir, dass wir ohne unsere einheimische Begleitung trotz Intervention etwas mehr bezahlen, die Spanne ist aber im Rahmen. Kerstin hat sich besonders gefreut, dass wir Äpfel entdeckt haben, Theo freut sich über die Lutscher und Lili über die Kekse, die zwar kein Reißer aber süß sind. Wir haben auch schon einmal ein Cola Zero entdeckt und den Laden für Kerstin gleich leergekauft (3 Dosen!). Ansonsten halten wir uns schon für sehr „marktfit“, weil wir wirklich schon viel finden. Nur Fleischeinkäufe sind klappen nicht so toll. Wir wissen zwar, wo wir es bekommen, aber die Qualität ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, besonders beim Rindfleisch. Wahrscheinlich werden wir hier noch zu Vegetariern. Die Lebensmittelbeschaffung und das Kochen nehmen im täglichen Leben jedenfalls einen beachtlichen Stellenwert ein.

Vorsichtiges Begutachten des Fufu: Wie isst man das?
 
 
Aha, so geht´s?
Da freut man sich dann besonders, wenn man zum Essen eingeladen wird. Wir hatten gestern das Vergnügen bei der Pfarrerkonferenz. Es war ein herrliches Buffet aufgebaut und wir durften zum ersten Mal Fufu kosten. Das schmeckte mit der Suppe dazu gar nicht so schlecht, wobei die Suppe sehr scharf ist, wird aber bestimmt nicht unser Lieblingsessen. Wirklich toll war dafür der Salat. Trotzdem stellten wir fest, dass die ghanaische Küche nicht sehr abwechslungsreich ist, denn egal, wo wir bis jetzt gegessen haben, es gab eigentlich immer die gleichen Gerichte. Andererseits denken das vielleicht auch viele von unserer Küche.
Und so geht es richtig!

Schön ist es festzustellen, dass wir in der unmittelbaren Umgebung zwar schon noch sehr interessant sind, aber für viele Menschen wohl schon zum Erscheinungsbild gehören. Süß war ein kleines Mädchen, das uns gefragt hat: „How is it tob e like you?“ und ein anderes, das meinte: „I want tob e like you“.  Ganz toll ist es, dass vor allem Stephan, Beatrice und Felix so unermüdlich um unser Wohlbefinden bemüht sind und uns mit Rat und Tat begleiten.
Herrlich so ein Glas Wein
So haben wir von Beatrice eine Tisch für unsere Terrasse bekommen, wo wir dann auch an einem Abend die erste von unseren drei importierten Weinflaschen geköpft haben und uns auch Rauchware genehmigt haben - beides streng verboten, aber trotzdem herrlich. Sicher auch, weil wir ein nettes Gespräch mit Robert und Monika via Skype hatten.
Felix nahm am Dienstag Lili und Kerstin zum Youth-Fellowship mit. Ausgestattet mit dem Neuen Testament (danke Lisl, ein Geschenk, dass die Kinder jetzt nicht nur als Erinnerung an die USA haben sondern gut gebrauchen können) sind sie losgezogen. Sie waren eine Stunde später wieder da und Felix blieb noch bei uns, um die selbstgemachten Chips zu kosten. Obwohl das Treffen eher einem Gottesdienst (natürlich mit Kollekte!) als unseren Jugendtreffen glich, hat es ihnen Spaß gemacht und sie wollen auch nächste Woche hingehen. Sicher auch deswegen, weil sie heute schon von zwei jungen Männern besucht wurden (aber das ist jetzt eine gemeine Unterstellung ;)).

Wir sind schon gespannt, was wir bis zum Schulbeginn noch alles erleben und erfahren dürfen.




Sonntag, 24. August 2014

Fortschritte und Rückschläge


Sonntag – Gottesdienstzeit. Erst hatten unsere Gastgeber gemeint, dass wir erst den englischsprachigen Gottesdienst um 7 Uhr (!) in der Kirche vor der Haustüre besuchen sollen und dann gleich weiterfahren zum Gottesdienst von Stephen, der Ordinationsjubiläum gefeiert hat. Diesen Vorschlag haben wir dankend, aber doch sehr bestimmt abgelehnt. Und uns dazu entschieden, diesen Sonntag mit Stephen zu verbringen und dann kommenden Sonntag in Krobo zu feiern.

Um 8:30 Uhr hat uns Stephen abgeholt, der Gottesdienst beginnt um 9 Uhr. Diesmal aber nicht in der Kirche, sondern am Friedhof, wo des 5. Todestages der Mutter des Bürgermeisters gedacht wurde. Es war nur eine ganz kleine Familienrunde vor Ort, nach dem Gebet am Grab hat der Bürgermeister Stephen ein paar große Scheine in die Hand gedrückt. Wir sind also kurz vor 9:30 Uhr wieder bei der Kirche gewesen und dann feierlich eingezogen. „Der Gottesdienst dauert längstens bis 12!“, hat Stephen versprochen. Und ich muss ihm zu Gute halten, dass seine Predigt – obwohl zweisprachig – nicht länger als 15 Minuten gedauert haben dürfte. Aber alleine für das Einsammeln der Kollekte – die ganze Gemeinde tanzt an den Kollektenständern vorbei, heute hat es 3(!!) Durchgänge gegeben, warum auch immer! – haben wir sicher ein ¾ Stunde gebraucht. Die Churchband hat gespielt, alles total übersteuert und dauernd mit Rückkoppelungen (die Ohrstöpsel haben wir leider daheim vergessen)  - also für mich sehr mühsam und offen gestanden auch theologisch zumindest fragwürdig. Dass das Geld während eines Gottesdienstes so im Mittelpunkt steht, dass der längste Teil diesem Thema zur Verfügung steht, finde ich befremdlich. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich daran was ändert. Mir ist natürlich bewusst, dass die Gemeinden keinen Kirchenbeitrag wie in Österreich einheben können, um sich zu finanzieren. Aber Menschen, die eh nichts haben, so penetrant im Namen Jesu das Geld aus der Tasche zu ziehen… Silke hat gemeint, es erinnert sie sehr an Ablasshandel. „Wenn du Gott liebst, dann komm und gib dein Geld her!“ Ach ja: der Gottesdienst war 12:45 Uhr zu Ende. Und ich hab sogar mitgewirkt! Ich durfte – was sonst – die Kollekte segnen J!

Sonst war die Woche eher ruhig und erholsam. Wir nehmen die neue Heimat immer mehr in Besitz, beim Markt am Samstag waren wir schon ganz alleine, ohne Begleitung. Ich glaub zwar, dass wir überall ein bisschen mehr gezahlt haben wie das letzte Mal, aber die Preise sind trotzdem sehr bescheiden. Womit wir uns noch sehr schwer tun ist das Einkaufen von Fleisch. Huhn geht, aber es gibt keine Brust, immer nur Keule. Und wir sind leider ein Familie der Brust-EsserInnen! Und der Versuch, Rindfleisch zu kaufen, hat überhaupt in einem Desaster geendet. Es ist nicht so wie bei uns, dass du dir das Stück Fleisch aussuchen kannst und die diversen Stücke im Preis variieren. Sondern du bekommst einfach ein Kilo Geschnetzeltes, zach, flachsig und Fett. Dafür sind die Ananas ein Traum und die Kinder haben Fan-Milk-Eis entdeckt! Und ich habe das erste ghanaische Bier getrunken, ein STAR – nicht schlecht, aber als Steirer ist mir doch das Gösser lieber ;-).

Gar nicht billig sind dafür Holzprodukte! Wir wollten uns für unser zuhause 2 Regale machen lassen, um nicht aus dem Koffer leben zu müssen, was sich ein halbes Jahr lang als sehr mühsam herausstellen dürfte. Aber wie wir gehört haben, dass die 2 Regale 800 Cedi (ca. 200 Euro)kosten würden, haben wir gemeint, aus dem Koffer leben ist eh ganz ok.

Am Freitag war endlich auch das Treffen mit Chairman Fred, Clerk James, Stephen und Reverend Paul sowie dem Director von Bana Hill (einer ortsansässigen Laienschule) und dem Pfarrer der Ortsgemeinde stattgefunden. Wir haben vereinbart, dass wir in den nächsten Tagen eine Zeitschiene entwerfen, um die Besuche in den einzelnen Gemeinden der Region, unsere Rundreise durchs Land und den dortigen Gemeinden sowie meine Lehrtätigkeit in Bana Hill zu koordinieren. Der Director von Bana Hill wollte, dass ich schon ab morgen unterrichte, das wäre mir aber doch zu knapp gewesen. Jetzt werde ich morgen zwar „normal“ abgeholt (Unterrichtsbeginn ist 7 Uhr, also ich denke, ich werde so um 6:15 Uhr bereit sein müssen), darf die erste Woche aber noch hospitieren und muss erst in einer Woche selber ran. Ich darf „Homiletik“ lehren, es gibt aber ein recht lässiges Kursprogramm, an dem ich mich orientieren kann.

Das größte Problem wird wohl das Thema Mobilität darstellen. Wir sind halt immer 5 Personen und damit schon ohne Begleitung zu viele für ein Taxi. Jetzt hat der Chairman gesagt, dass er sein Dienstauto zur Verfügung stellt. Aber in Ghana braucht es immer einen Driver (und bei diesen Schlaglöchern möchte ich wirklich nicht selbst fahren müssen!). Jetzt geht es noch darum, wieviel Driver und Sprit kosten werden und wer das bezahlen soll/muss. Mal sehen.
                                          Elternschlafzimmer

So, jetzt ist es schon fast 22 Uhr, ich werde also bald mal schlafen gehen, damit ich morgen früh aus den Federn komme. Ich wünsche euch allen eine gute und erholsame Nacht!


                                          Erste Kontakte

Kinderzimmer

Donnerstag, 21. August 2014

Wäschewaschen in Ghana!



Es ist vollbracht, ich habe meine erste Maschine mit der Hand gewaschen. Nicht, dass jetzt alle denken, ich hätte noch nie mit der Hand Wäsche gewaschen, aber unter diesen Umständen und solche Mengen habe ich das noch nie getan.

Meine neue „Waschmaschine“ besteht aus drei Plastikwannen, Waschpulver aus der Tube (wurde von mir importiert) und natürlich meinen Händen. Nachdem ich die Wäsche sortiert hatte, beschloss ich mit der dunklen Wäsche zu beginnen. Also habe ich Wasser gekocht, es mit kaltem Wasser  vermischt und mit der berühmten Fingerprobe festgestellt, dass  es sich um genau 30 Grad Wassertemperatur handelt. Nachdem ich das Waschmittel dazugegeben hatte, war der einfache Teil der Arbeit erledigt. Ich wäre jetzt gerne – so wie zuhause – aus dem Raum gegangen, um auf das vertraute Piepsen zu warten, wenn der Waschvorgang fertig ist. Stattdessen hörte meine Familie ein kontinuierliches Ächzen und Stöhnen, denn ich hockte in unserer Dusche und rubbelte ein Wäschestück nach dem anderen, sammelte die gewaschenen Teile in einer kleineren Wanne und spülte schließlich in der dritten Wanne jedes Teil einzeln. Nach dem Auswringen konnte ich meine neue Wäscheleine, die uns vom Mann einer Mitarbeiterin in der Administration  direkt vor dem Haus montiert wurde, einweihen. Jetzt weht meine Wäsche echt afrikanisch im Wind, nur so bunt ist sie halt nicht – aber warum soll die Wäsche nicht genauso auffallen wie wir ;)!

Und nicht, dass das Wäschewaschen jetzt fertig war – also, der eigentliche Waschvorgang schon, aber jetzt musste ich noch die Plastikwannen reinigen und den Boden aufwischen. Und das das ganze Zeug auch noch gebügelt werden muss, daran will ich gar nicht denken. Vielleicht kommt ja zur rechten Zeit ein Stromausfall und wenn nicht, dann setze ich mich lieber auf unsere Veranda, schau meinen Kindern zu wie sie erste Kontakte mithilfe von Luftballons und Frisbee knüpfen und lass die Wäsche gut abliegen …..

Dienstag, 19. August 2014

Das Leben in Odumase beginnt



Wir sind schon seit fünf Tagen am Mittelpunkt der Welt, aber erst jetzt beginnt das Einleben hier. Bis jetzt waren wir ja mehr im Auto (wobei wir jetzt wissen, dass wir im Prater alles fahren können, denn so eine abenteuerliche Fahrt über mit Schlaggruben (keine Löcher!) versehene „Straßen“ mit viel Verkehr und einem übermüdeten Fahrer ist schon spannend) oder in Gottesdiensten (wir haben alle ein ausgeprägtes Sitzfleich;)), aber heute zu Mittag sind wir zurückgekommen nach Odumase in unser kleines aber sehr feines Häuschen.

Durchgerüttelt kamen wir nachhause und erlebten gleich die erste Überraschung: während unserer Abwesenheit wollten definitiv Ameisen über das gut verpackte Brot in der Küche die Hausherrschaft erobern. Leider mussten wir nicht nur das Brot sondern auch unsere mitgebrachten Butterkekse (die eiserne Reserve!!) entsorgen. Mit viel Gift konnten wir die Invasoren vertreiben und jetzt wissen wir auch, dass wir jeden Tag vor dem Schlafengehen die Küche sprayen müssen. Nun, bei dem Gift, das wir täglich schlucken und uns auf die Haut sprühen nur mehr eine kleine Dosis mehr …. egal, denn Hauptsache unsere Vorräte gehören uns!

Während wir unsere Tasche auspackten, kamen wieder jede Menge Leute vorbei, die uns so herzlich nochmals willkommen hießen und für alle möglichen und unmöglichen Dinge ihre Hilfe anboten, dass einem das Herz überging, da könnten wir uns schon eine dicke Scheibe abschneiden, denn ich habe es in Österreich noch nicht oft erlebt, dass Fremde so hofiert wurden. Markus machte dann seine ersten Einkauferfahrungen in einem „Supermarkt“ allerdings noch in Begleitschutz und leider auch sehr teuer. Dafür besitzen wir jetzt Toilettpapier, 5kg Reis und eine Ovomlatine (!). Nur Butter oder so etwas ähnliches haben wir noch nicht gefunden, gibt es aber – die Suche geht weiter! Der große Markttag ist erst am Mittwoch, wo wir dann in die Marktgeheimnisse eingeführt werden und angeblich alles zu bekommen ist. Wir sind schon sehr gespannt.

Und schließlich begann das häusliche Leben: kochen, abwaschen, Gelsengitter montieren (auch in Ghana wird mein lieber Mann nicht zum Heimwerkerking mutieren), mit Theo spielen, mit den Besuchern plaudern, wieder kochen und abwaschen, Theo baden (also Wasser wärmen, ins Bad tragen… ich wusste gar nicht, dass ich das Heißwasser aus der Leitung einmal so vermissen würde), aufwischen, Mistkübel ausleeren (damit etwaige neue Mitbewohner gar nicht erst auf die Idee kommen) und schließlich die mitgebrachten elektronischen Geräte auspacken und mit der Heimat in Kontakt treten.

Die nächste spannende Erfahrung wird das Wäsche waschen für einen 5-Personen-Haushalt ohne Waschmaschine, aber das ist dann sicher eine andere Geschichte!!!

 

Montag, 18. August 2014

Abitifi - General Assambley






 
Kaum in Odumase angekommen sind wir auch schon wieder im Auto gesessen und zur Synode nach Abitifi gefahren. „How long will the ride take?“ – „O, not so long! 3 maybe 4 hours!“ Wir haben gelernt, dass wir den ghanaischen Zeitangaben nicht trauen dürfen. Gefahren sind wir nämlich 5 ½ Stunden. Durchgerüttelt sind wir dann bei der Eröffnungszeremonie gewesen, die noch einmal gute 2 Stunden gedauert hat. Für Theo war das eigentlich eine Zumutung.

Am Samstag hatte dann meinen ersten Auftritt. Samuel meinte zwar, ich muss mein Grußwort erst am Montag halten, aber Silke hat mir geraten, doch gleich noch etwas zu schreiben. Und gut war es – denn auf einmal – mitten in einem Mix aus Gottesdienst und Beginn der Synode –  waren alle Grußworte dran. Vor mir war ein pensionierter Pfarrer aus der Pfalz dran, der für das EMS dort war, und der hat gleich eine kleine, feine Ansprache gehalten. Nun, ich war ein klein wenig kürzer und auch sonst nicht ganz so eloquent wie er J - aber es hat funktioniert und ich hab mich nicht blamiert – uff!

Begleitet werden wir während unseres Aufenthaltes von Emanuel, einem Mitarbeiter von Samuel, ein junger Mann, der sehr sympathisch ist und den wir auch echt gut verstehen können. Erfreulicher Weise habe ich auch mit ein paar Pfarrern gesprochen und Einladungen bekommen, die Kommunikation war dabei manchmal recht schwierig. Das Ghana-Englisch ist noch immer gewöhnungsbedürftig! 

Das Essen hier ist eher gewöhnungsbedürftig, und wir sind uns sicher, dass wir, wenn wir wieder in Österreich sind, LANGE keinen Reis mehr essen werden. Toll ist, dass wir, seid wir in Ghana sind, immer mit Wasser versorgt sind. Das liegt vor allem daran, dass die PCG eine eigene Wasserabfüllanlage in Accra betreibt und alle kirchlichen Einrichtungen damit versorgt. Man muss nur einfallsreich sein beim Lukrieren von Geldmitteln ;-)

Ach ja – Abetifi ist der höchste bewohnbare Ort in Ghana, er liegt auf 633 Meter Seehöhe und am Samstag war es tatsächlich richtig kühl. Am Sonntag haben wir deshalb zum Gottesdienst unsere Tracht angezogen und damit natürlich noch mehr Blicke auf uns gezogen.  Der Gottesdienst hat 3 ¼ Stunden gedauert, der Bischof hat über eine Stunde gepredigt! Am Anfang noch ganz im Stil eines Uniprofessors, aber je länger der Gottesdienst gedauert hat, umso mehr hat er sich zum „Preacher man“ entwickelt. Überhaupt sind die Gottesdienst sehr charismatisch, bei jeder Gelegenheit fliegen die Hände in die Höhe, es wird getanzt und geklatscht, und einen Pfarrer habe ich definitiv beim Zungenreden zugesehen.

Am Sonntagabend steht noch einmal ein Service am Plan. Wir haben beschlossen, dass ich alleine hinfahre, für die Kinder wird es sonst einfach sehr viel. Das heißt leider auch, dass Silke und ich an unseren Hochzeitstag heute getrennt sein werden L. Aber ich denke, den werden wir überhaupt nachfeiern, wenn wir wieder in Odumase sind. Am Montag nach dem Frühstück geht es wieder nach Hause – ich hoffe, mein Rücken spielt bei der langen Fahrt mit! Nach der Anreise hat mir genau die Stelle wehgetan, wegen der ich zu Ostern im Krankenhaus gewesen bin… jetzt spanne ich auf der Fahrt zum Hotel halt bei jedem Schlagloch die Bauchmusklen an. Das geht bei einer Fahrt von 25 Minuten ganz gut – bei einer Fahrt von 4-6 Stunden wird das wohl ein bissi schwierig werden ;-)

 

Donnerstag, 14. August 2014

24 Stunden in Ghana...

...und es ist ziemlich aufregend. Um eine der häufigsten Aussagen der letzten Wochen zu verwenden: das ist ein Abenteuer!
Der Flug nach Frankfurt war holprig, der nach Accra wunderschön. Leider sind wir auf der Sonnenseite gesessen, also mussten wir die Rollos unten lassen, sonst hätten wir den halben Flieger geblendet. Aber ein paar nette Eindrücke haben wir schon gewonnen. Es ist gewaltig, wenn man fast 4 Stunden nur über Wüstenlandschaft fliegt!
Der Internationale Flughafen von Accra hat alle Erwartungen erfüllt. Er hat mich sehr an den Airport von Pula erinnert, also sehr klein. Nachdem wir alle Einreiseformalitäten erledigt hatten, haben wir ca eine Stunde auf unsere Koffer gewartet. Als wir schon gedacht haben, mit 3 von 10 auskommen zu müssen, sind die anderen doch noch gekommen - uff! Also schnell noch Geld gewechselt und dann wurden wir schon von Samuel und Esther von der PCG in Empfang genommen. Innerhalb von wenigen Sekunden haben sich gefühlte 10 Männer an unseren 4 Gepäckswagen zu schaffen gemacht und uns geholfen, zum Auto zu kommen. Und natürlich wollten alle ein Tip - aber Esther hat es uns verboten und die ganze Sache in die Hand genommen. Ein sehr toughe Frau :-) Und dann sind wir in einen klimasierten Auto ins Hotel gefahren :-)
Nach einer etwas unruhigen Nacht - wir waren doch noch alle sehr aufgewühlt - sind wir heute nach Odumase gefahren und haben "unser" Haus in Besitz genommen. 3 Zimmer, 2 Badezimmer und eine Küche mit Kühlschrank, Herd UND fließend Wasser. Soooo coooool!!!!
Jetzt ist es 20:30 Uhr uns wir sind hundemüde, die Kids sind gerade schlafen gegangen. Alle sind unglaublich nett und kümmern sich um uns, unser Driver vielleicht ein bisserl zu viel, er ist sehr anhänglich.
Fotos folgen noch, ich muss sie erst verkleinern, damit ich sie hochladen kann. Auf jeden Fall geht es uns allen gut und wir fühlen uns von euren guten Wünschen und Gedanken begleitet und getragen. Ja, und morgen geht es dann nach Apitifi zur Synode. Und ich muss ein Grußwort halten - auf ENGLISCH! Na, das wird ein Abenteuer! ;-)

Montag, 4. August 2014

Die letzten Tage in Österreich

Die Zeit verfliegt! In 9 Tagen sitzen wir schon im Flugzeug nach Ghana. Es ist schon so nahe und doch so irreal. Wenn ich an das denke, was vor uns liegt, bekomme ich einfach kein richtiges Bild zusammen, weil wir in eine völlig unbekannte, fremde Welt aufbrechen. Das macht es allerdings doppelt schwer, mir eine Predigt vorzubereiten. Nicht nur, dass mir die Vorstellung, einen Text in Englisch verfassen zu müssen, großes Kopfzerbrechen bereitet - eine Predigt für ein unbekanntes Publikum ist fast genau so ein großes Problem.

Die Reisevorbereitungen sind momentan auch sehr durch die täglich neuen Berichte zu EBOLA beeinträchtigt. Ich habe bei dem Tropenmediziner meines Vertrauen angefragt, wie uns das Virus beeinträchtigt und wie wir mit der latenten Gefahr umgehen sollen. Und er hat gemeint, dass das EBOLA-Virus für uns keine Rolle spielen sollte. In dem Moment war ich auch vollkommen beruhigt. Aber wenn ich dann wieder lese, wie ansteckend diese Seuche sein soll, dann kommen mir doch auch immer wieder Zweifel an der Aussage des Traveldocs :-/ Und ganz ehrlich: nach 2 Wochen wieder heimzufliegen, weil die ersten Fälle in Ghana aufgetreten sind, diese Perspektive hat gar keinen Charme!

Sonst sind alle Impfungen unter der Haut, morgen verabreichen wir uns noch selbst die zweite Cholera-Schluckimpfung, dann ist das Immunisierungsprogramm abgeschlossen. Beim Bezahlen der Rechnung sind mir ein paar dicke Tränen in die Augen gestiegen. Mit den Ausgaben für die Malariaprophylaxe und für diverse Medikamente sind wir schon bei fast 5000 Euro angelangt. Ihr seht also: nicht nur die Zeit verrinnt im Flug, nein auch das Geld rinnt uns nur so zwischen den Fingern weg.

Probleme macht uns jetzt noch die Technik (es sollen doch alle -bis auf Theo - ein Handy besitzen, das in Ghana funktioniert, um die sozialen Kontakte nicht abbrechen zu lassen - ist uns bis jetzt aber erst mal nur für Lili und mich gelungen. Die Typen im 3-Shop in der SCS sind leider vollkommen unfähig!) und die Frage, was wir mit unserer Post anstellen sollen. Entweder Heidi und Iris kümmern sich darum, wenn sie unsere Katze füttern kommen, oder wir lassen sie uns nach Ghana nachschicken. Das wäre auch gar nicht so teuer. Nur blöderweise haben wir noch immer keine (Wohn-)Adresse oder sonstige Infos über unsere Unterkunft in Odumase Krobo. Genau genommen wissen wir überhaupt sehr wenig. Wir werden uns wohl mit einer gehörigen Portion Gottvertrauen auf den Weg machen müssen, und hoffen, dass vom Abholen am Flughafen über den Transfer zur General Assambly in Abetifi bis zum Transfer nach Odumase Krobo alles organisiert ist. Und dass wir vor allem einen Kühlschrank für das Insulin von Kerstin vorfinden, sonst wird es echt problematisch.

Klingt das jetzt alles ein bisschen panisch? Ja? Ich gebe zu, je näher der Abreisetag kommt, umso unruhiger werde ich. Und es mischt sich auch immer wieder eine gehörige Portion Unsicherheit dazu. Aber bei Tageslicht betrachtet stelle ich dann doch wieder fest, dass wir eigentlich perfekt für unsere Reise vorbereitet sind.

Am kommenden Sonntag, dem 10.8.2014, werden wir im Gottesdienst in Mödling noch mit einem Reisesegen verabschiedet. Ich freue mich schon sehr darauf, es ist ein schönes Zeichen, diese Reise unter Gottes guten Segen zu stellen. Ich freue mich sehr, wenn wir uns bei dieser Gelegenheit noch einmal sehen!