Dienstag, 23. September 2014

Big Ada – Ausflug ins Paradies


 
Die letzte Woche war schon ziemlich ereignisreich. Für die Mädls hat am Mittwoch endlich die Schule begonnen, sie gehen in die Krobo Girls´ Presbyterian Senior Highschool, eine der 2 Topschulen für Mädchen in ganz Ghana. Was das genau bedeutet werden sicher Lisbeth oder Kerstin in den nächsten Tagen selbst beschreiben J - sonst war die Woche geprägt von vielen Stromausfällen und quasi keinem Wasserdruck, was nicht nur die Körperpflege, sondern auch die Haushaltsführung unglaublich erschwert hat. Trotzdem war die Stimmung ganz gut, weil wir uns alle sehr auf das lange Wochenende in Big Ada gefreut haben. Die Infos im Reiseführer und ein kurzes Gespräch mit Samuel, dem Pfarrer von Big Ada, haben uns ein paar Tage am Meer und im Wasser erwarten lassen – und es ist  wirklich ein superlässiges Wochenende geworden!

Die Fahrt war wieder einmal kriminell: Theo ist bei mir am Schoß am Beifahrersitz gesessen, die Damen – natürlich ohne Gurt – auf der Rückbank. Der Fahrer hat es anscheinend sehr eilig gehabt und ist in einem affenartigen Tempo über die holprigen Straßen gebrettert, ist knapp aufgefahren und hat an unübersichtlichen Stellen überholt. Ob mein Gebet am Beginn der Reise uns vor Unfällen bewahrt hat oder der konziliare Fahrstil der anderen Verkehrsteilnehmer – ich weiß es nicht…


Kirche am - leider total verdreckten - Strand
Am Ziel angekommen wurden wir herzlich von Samuel in Empfang genommen und beim Begrüßungsplausch hat er uns auch gleich gesagt, welches Programm er sich für uns überlegt hat: Freitag-Vormittag ein Treffen mit den local leaders, dann Sightseeing zum Meer und zum Fluss, am Nachmittag ein Treffen mit den Councilmembers des Districts und Besuch beim hiesigen Markt. Am Samstag ein Treffen mit dem Major von Big Ada sowie ein Begräbnis und eine Hochzeit. Und am Sonntag dann der Gottesdienst und als Abschluss ein Gastauftritt in Samuels wöchentlicher Radiosendung. Uns ist das Gesicht eingeschlafen. Das war doch etwas mehr, als wir uns an Programm erwartet hatten und der erwartete Strandbesuch war gar nicht dabei.


Kerstin, Silke und Lili am Atlantik
Das Quartier war toll, eine schöne Doppelhaushälfte für uns alleine, und weil keine Küche vorhanden, sind wir mit allem versorgt worden, was wir zum Leben gebraucht haben, immer frisch serviert von Samuels Tochter Diana. Anscheinend hat die interne Kommunikation nicht so gut funktioniert, deshalb wurden wir am Freitag statt um 9 Uhr erst um 10:30 Uhr abgeholt, weshalb auch der Besuch bei der Lokalgröße ausgefallen ist, schade. Dann sind wir nach Ada Foah gefahren, dem zweiten Stadtteil von Ada, und haben die dortige Kirche samt Pfarrer besucht – und den ersten Blick auf den Atlantik werfen können, der in unmittelbarer Nähe zur Kirche tosend an die Küste brandet. Als wir dann zum Meer hingefahren sind war uns sehr schnell bewusst, dass wir in diesem Meer nicht schwimmen würden. Erstens waren die Wellen wirklich furchteinflößend, und zweitens waren der Strand und das Meer dermaßen verdreckt, dass es uns wirklich gegraust hat. Dass an diesem Strand die großen Meeresschildkröten ihre Eier ablegen ist kaum zu glauben.

Bootsfahrt mit Kurator und Rev. Samuel (mit Hut)
Dann sind wir weiter zu einem netten Hotel, von dem aus wir eine wunderschöne Bootstour am Volta-River gemacht haben, bis hin zur Mündung des Flusses ins Meer. Und es war atemberaubend, überwältigend, paradiesisch. Sonnenschein, ein palmengesäumter Sandstrand, das ruhige Wasser des Flusses – echte Postkartenidylle! Da hat auch der kurze Stopp perfekt gepasst, um schnell ein paar Kokosnüsse zu genießen. Wobei ich zugeben muss, dass wir nicht unbedingt begeistert waren. Aber es ist ein bisschen Urlaubsfeeling aufgekommen und wir haben gemerkt, dass wir uns nach den 6 Wochen in Odumase Krobo nach etwas „Luxus“ sehnen. Also haben wir beschlossen, dass wir die Hochzeit und das Begräbnis am nächsten Tag ausfallen lassen werden, um einen Urlaubstag in einem der Hotels als Tagesgäste zu verbringen.
Don´t forget the name Jesus - allgegenwärtige Glaubenszeugnisse

Am Nachmittag sind wir dann – wie geplant – nach Kaseh Junction gefahren um die District-Members zu treffen. Ein nettes Kennenlernen, Grußworte von uns, Fragen beantworten und ein paar dienstliche Besprechungen in dem uns unverständlichen Landesdialekt und dann ein Fototermin. Im Anschluss sind wir noch kurz durch den Markt geschlendert, der leider schon wieder abgebaut wurde. Zuhause haben wir dann gemerkt, dass wir die tropische Sonne wohl unterschätzt haben und haben so gut wie möglich unsere Sonnenbrände behandelt – endlich wieder im elektrischen Licht, der Strom war zur Freude aller wieder da.

Die Kokosmilch schmeckt nicht so wie erwartet ;-)
Der Samstag war dann ein Luxus-Urlaubstag in einer nagelneuen Hotelanlage – dem Aqua-Safari-Resort. Einen halben Tag lang haben wir den Pool genossen, Theo hat Sand gespielt, wir haben einen Cocktail geschlürft und ein europäisches Essen im Restaurant genossen und Silke entdeckte voller Freude, dass es auch Cappuccino gibt. Aber die Überraschung des Tages war, dass mich plötzlich ein Mann mit „Servas!“ begrüßt hat. Der General Manager ist ein Linzer und es war richtig schön, mal wieder mit jemanden in der eigenen Sprache zu plaudern.

Die Presbyter/-innen von Big Ada
Der Gottesdienst am Sonntag war richtig schön und hat „nur“ 3 ½ Stunden gedauert. Wir sind herzlich empfangen worden, die Mädchen sind mit Diana in den Jugendgottesdienst (entspricht angeblich eher einer Sonntagsschule) gegangen, für uns waren Liedbücher bereitgelegt und wir haben im Gottesdienst die Chance bekommen, ein wenig über uns, Österreich und die Evangelische Kirche in Österreich zu erzählen. Und im Anschluss wurden wieder Fotos geschossen: mit dem Chor, den Presbytern, dem Men´s Fellowship und dem Women´s Fellowship.


Live on air in Radio Ada
Samuel mit Frau und Diana
Wisst ihr, es war vor allem diese herzliche Aufnahme, die uns so gut getan hat. Das war wirklich die ghanaische Gastfreundschaft in Reinkultur. Samuel hat ein tolles Programm für uns ausgearbeitet, war aber immer bereit, auf unsere Wünsche einzugehen – und hat auch danach gefragt. Seine Frau hat uns mit herrlichem Essen versorgt, dabei war ihr sehr wichtig uns Dinge zu servieren, die uns auch schmecken. Der Kurator der Pfarrgemeinde hat uns mit seinem Auto kutschiert  und den ganzen Tag mit uns im Resort verbracht, um für uns da zu sein. Und zum Abschied haben wir noch jeder ein selbstgebasteltes Armband von Diana geschenkt bekommen.

Der Abschied nach der Radiosendung ist uns wirklich schwer gefallen. Wir wären gerne noch länger hier im Paradies geblieben! 








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