Die letzte Woche war schon ziemlich ereignisreich. Für die
Mädls hat am Mittwoch endlich die Schule begonnen, sie gehen in die Krobo
Girls´ Presbyterian Senior Highschool, eine der 2 Topschulen für Mädchen in
ganz Ghana. Was das genau bedeutet werden sicher Lisbeth oder Kerstin in den
nächsten Tagen selbst beschreiben J
- sonst war die Woche geprägt von vielen Stromausfällen und quasi keinem
Wasserdruck, was nicht nur die Körperpflege, sondern auch die Haushaltsführung
unglaublich erschwert hat. Trotzdem war die Stimmung ganz gut, weil wir uns
alle sehr auf das lange Wochenende in Big Ada gefreut haben. Die Infos im
Reiseführer und ein kurzes Gespräch mit Samuel, dem Pfarrer von Big Ada, haben
uns ein paar Tage am Meer und im Wasser erwarten lassen – und es ist wirklich ein superlässiges Wochenende
geworden!
Die Fahrt war wieder einmal kriminell: Theo ist bei mir am
Schoß am Beifahrersitz gesessen, die Damen – natürlich ohne Gurt – auf der
Rückbank. Der Fahrer hat es anscheinend sehr eilig gehabt und ist in einem
affenartigen Tempo über die holprigen Straßen gebrettert, ist knapp aufgefahren
und hat an unübersichtlichen Stellen überholt. Ob mein Gebet am Beginn der
Reise uns vor Unfällen bewahrt hat oder der konziliare Fahrstil der anderen
Verkehrsteilnehmer – ich weiß es nicht…
Kirche am - leider total verdreckten - Strand |
Am Ziel angekommen wurden wir herzlich von Samuel in Empfang
genommen und beim Begrüßungsplausch hat er uns auch gleich gesagt, welches
Programm er sich für uns überlegt hat: Freitag-Vormittag ein Treffen mit den
local leaders, dann Sightseeing zum Meer und zum Fluss, am Nachmittag ein
Treffen mit den Councilmembers des Districts und Besuch beim hiesigen Markt. Am
Samstag ein Treffen mit dem Major von Big Ada sowie ein Begräbnis und eine
Hochzeit. Und am Sonntag dann der Gottesdienst und als Abschluss ein
Gastauftritt in Samuels wöchentlicher Radiosendung. Uns ist das Gesicht
eingeschlafen. Das war doch etwas mehr, als wir uns an Programm erwartet hatten
und der erwartete Strandbesuch war gar nicht dabei.
Kerstin, Silke und Lili am Atlantik |
Das Quartier war toll, eine schöne Doppelhaushälfte für uns
alleine, und weil keine Küche vorhanden, sind wir mit allem versorgt worden,
was wir zum Leben gebraucht haben, immer frisch serviert von Samuels Tochter
Diana. Anscheinend hat die interne Kommunikation nicht so gut funktioniert,
deshalb wurden wir am Freitag statt um 9 Uhr erst um 10:30 Uhr abgeholt,
weshalb auch der Besuch bei der Lokalgröße ausgefallen ist, schade. Dann sind
wir nach Ada Foah gefahren, dem zweiten Stadtteil von Ada, und haben die
dortige Kirche samt Pfarrer besucht – und den ersten Blick auf den Atlantik
werfen können, der in unmittelbarer Nähe zur Kirche tosend an die Küste
brandet. Als wir dann zum Meer hingefahren sind war uns sehr schnell bewusst,
dass wir in diesem Meer nicht schwimmen würden. Erstens waren die Wellen
wirklich furchteinflößend, und zweitens waren der Strand und das Meer dermaßen
verdreckt, dass es uns wirklich gegraust hat. Dass an diesem Strand die großen
Meeresschildkröten ihre Eier ablegen ist kaum zu glauben.
Bootsfahrt mit Kurator und Rev. Samuel (mit Hut) |
Dann sind wir weiter zu einem netten Hotel, von dem aus wir
eine wunderschöne Bootstour am Volta-River gemacht haben, bis hin zur Mündung
des Flusses ins Meer. Und es war atemberaubend, überwältigend, paradiesisch.
Sonnenschein, ein palmengesäumter Sandstrand, das ruhige Wasser des Flusses –
echte Postkartenidylle! Da hat auch der kurze Stopp perfekt gepasst, um schnell
ein paar Kokosnüsse zu genießen. Wobei ich zugeben muss, dass wir nicht
unbedingt begeistert waren. Aber es ist ein bisschen Urlaubsfeeling aufgekommen
und wir haben gemerkt, dass wir uns nach den 6 Wochen in Odumase Krobo nach
etwas „Luxus“ sehnen. Also haben wir beschlossen, dass wir die Hochzeit und das
Begräbnis am nächsten Tag ausfallen lassen werden, um einen Urlaubstag in einem
der Hotels als Tagesgäste zu verbringen.
Don´t forget the name Jesus - allgegenwärtige Glaubenszeugnisse |
Am Nachmittag sind wir dann – wie geplant – nach Kaseh
Junction gefahren um die District-Members zu treffen. Ein nettes Kennenlernen,
Grußworte von uns, Fragen beantworten und ein paar dienstliche Besprechungen in
dem uns unverständlichen Landesdialekt und dann ein Fototermin. Im Anschluss
sind wir noch kurz durch den Markt geschlendert, der leider schon wieder
abgebaut wurde. Zuhause haben wir dann gemerkt, dass wir die tropische Sonne
wohl unterschätzt haben und haben so gut wie möglich unsere Sonnenbrände behandelt
– endlich wieder im elektrischen Licht, der Strom war zur Freude aller wieder
da.
Die Kokosmilch schmeckt nicht so wie erwartet ;-) |
Der Samstag war dann ein Luxus-Urlaubstag in einer
nagelneuen Hotelanlage – dem Aqua-Safari-Resort. Einen halben Tag lang haben
wir den Pool genossen, Theo hat Sand gespielt, wir haben einen Cocktail geschlürft
und ein europäisches Essen im Restaurant genossen und Silke entdeckte voller
Freude, dass es auch Cappuccino gibt. Aber die Überraschung des Tages war, dass
mich plötzlich ein Mann mit „Servas!“ begrüßt hat. Der General Manager ist ein
Linzer und es war richtig schön, mal wieder mit jemanden in der eigenen Sprache
zu plaudern.
Die Presbyter/-innen von Big Ada |
Der Gottesdienst am Sonntag war richtig schön und hat „nur“
3 ½ Stunden gedauert. Wir sind herzlich empfangen worden, die Mädchen sind mit
Diana in den Jugendgottesdienst (entspricht angeblich eher einer
Sonntagsschule) gegangen, für uns waren Liedbücher bereitgelegt und wir haben
im Gottesdienst die Chance bekommen, ein wenig über uns, Österreich und die
Evangelische Kirche in Österreich zu erzählen. Und im Anschluss wurden wieder
Fotos geschossen: mit dem Chor, den Presbytern, dem Men´s Fellowship und dem
Women´s Fellowship.
Live on air in Radio Ada |
Samuel mit Frau und Diana |
Wisst ihr, es war vor allem diese herzliche Aufnahme, die
uns so gut getan hat. Das war wirklich die ghanaische Gastfreundschaft in
Reinkultur. Samuel hat ein tolles Programm für uns ausgearbeitet, war aber
immer bereit, auf unsere Wünsche einzugehen – und hat auch danach gefragt.
Seine Frau hat uns mit herrlichem Essen versorgt, dabei war ihr sehr wichtig
uns Dinge zu servieren, die uns auch schmecken. Der Kurator der Pfarrgemeinde
hat uns mit seinem Auto kutschiert und
den ganzen Tag mit uns im Resort verbracht, um für uns da zu sein. Und zum
Abschied haben wir noch jeder ein selbstgebasteltes Armband von Diana geschenkt
bekommen.
Der Abschied nach der Radiosendung ist uns wirklich schwer
gefallen. Wir wären gerne noch länger hier im Paradies geblieben!
Na ja das war meine Heimat! Big Ada!
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