Dienstag, 9. September 2014

Einmal Zivilisation und zurück


Was für ein aufregender Tag, endlich wieder einmal Abwechslung … schon um 7.00 ging es los nach Accra. Wir waren aufgeregt wie kleine Kinder, weil wir wussten, dass wir heute auch in eine Shopping Mall fahren! Da warfen wir auch gleich unser europäisches Sicherheitsdenken über Bord als wir uns wieder einmal zu sechst in Stephens Auto quetschten. Während ich mit meinen Kindern versuchte auf der Rückbank einigermaßen bequem Platz zu finden, durfte Markus wieder in der ersten Reihe mit Sicherheitsgurt und Aircondition thronen.

Mit jedem Kilometer kamen wir der Zivilisation näher. Nicht nur, dass das Umland immer mehr gepflegt wirkte, die Wellblechhütten sehr oft von richtigen Häusern durchbrochen waren und der Zustand der Straßen deutlich besser wurde, auch der Verkehr wurde immer dichter. Schließlich stauten wir ns in die Stadt und die mit 1 ½ Stunden anberaumte Fahrtzeit verdoppelte sich (was den Bequemlichkeitsgrad auf der Rückbank nicht verbesserte). Stephen nutzte den Stau und erledigte seine Einkäufe bei den zahlreichen Straßenhändlern. Wir hatte dabei das Glück, dass wir Plantine-Chips kennenlernten – eine echte Leckerei.

PCG Headquarter
Schließlich erreichten wir das Headquarter der PCG in Accra und ich gestehe, dass unser Oberkirchenrat da schon pompöser rüberkommt. Aber das Gebäude wurde bereits durch ein neues ersetzt und der Umzug in dieses ist angeblich bald. Schließlich, nach einer stürmischen Begrüßung von Esther, landeten wir in Samuels office, wo wir gleich einmal mit Wasser versorgt wurden. Dann kümmerte er sich darum, dass wir die richtigen Formulare für die Verlängerung unserer Visa bekommen.

Sp nebenbei, da passiert die wirkliche Abzocke. In Österreich bezahlten wir für die 6-Monats-Visa € 750,-. Bei der Einreise bekommt man einen Stempel, auf dem vermerkt ist, dass das Visum nur 60 Tage gültig ist – warum?, keine Ahnung oder um Geld zu verdienen. Denn die Verlängerung kostet wieder ca. € 250,- plus Passbilder.

Wie auch immer, wir haben die richtigen Formular und dann besuchten wir gemeinsam mit Samuel und Stephen  den Clerk of the General Assembly. Dort waren auch schon Chairman Fred und Emanuel, der Direktor von Bana Hill. In einem intensiven Gespräch wurde besprochen, was Markus und auch ich im nächsten halben Jahr neben den bereits fixierten Terminen noch  arbeiten sollen. Außerdem erhielten wir eine Einführung über die unglaubliche Wichtigkeit einer Klimaanlage zuhause, die wir uns, wenn wie es uns leisten können, hier einbauen lassen sollten. Wir versicherten mehrmals, dass es auch so wirklich gut geht, wobei wir vorgewarnt wurden, dass es noch deutlich wärmer wird.

Schließlich wurden wir mit einem sehr schönen Gebet verabschiedet und machten uns auf zur Bank, um für die große Shoppingtour auch ausreichend Geld zu haben. Tatsächlich fanden wir einen Bankomat, der auch meine Karte akzeptierte. Leider fand er sie nach den ersten 100 GHC so toll, dass er sie nicht mehr hergeben wollte, was uns eine halbe Stunde Wartezeit in der Bank bescherte. Wir konnten sie dann aber mit Karte und Geld verlassen, schlichteten uns wieder ins heiße Auto und fuhren endlich (!) zur Shopping Mal.

Und dann waren wir nicht nur in der Zivilisation sondern im Paradies. Wir betraten eine klimatisierte Mall mit Geschäften aller Art und einem riesigen Supermarkt (ich würde es mit einem Mini-Walmart der USA vergleichen und das soll bei mir als erklärter Walmart-Fan was heißen). Lili hüpfte um mich herum und meinte, dass sie nie gedacht hätte, dass sie sich einmal so über Lebensmittel freuen würde. Wir haben dann auch im großen Stil eingekauft und richtige Butter, Joghurt, Zucker, Fleisch, Schokolade, Kekse, Kochlöffel, Backpulver, Gewürze, Kuchen und Ketchup erstanden. Für die Heimfahrt gab es für die Kinder noch Pommes,  die sie mit Genuss und strahlenden Gesichtern im Auto verdrückten. Da fiel der Platzmangel gleich gar nicht mehr auf.

Nachdem wir den Stau hinter uns gelassen hatten, fuhren wir zügig den Regenwolken entgegen. Es wurde so richtig finster und schließlich prasselte es los. Unglaublich in welch kurzer Zeit sich Nebenstraßen in reißende Bäche verwandeln und die Hauptverkehrsverbindungen teilweise unter Wasser stehen. Durch Schlamm watend haben wir dann auch unsere teuren Schätze ins Haus getragen. Jetzt sitzen wir da glücklich und zufrieden, wir haben gut gegessen, mit guten Freunden geskypt und werden uns jetzt mit Theo einen Film ansehen und uns diesen mit Plantine-Chips „versüßen“.



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