Sonntag – Gottesdienstzeit. Erst hatten unsere Gastgeber
gemeint, dass wir erst den englischsprachigen Gottesdienst um 7 Uhr (!) in der
Kirche vor der Haustüre besuchen sollen und dann gleich weiterfahren zum
Gottesdienst von Stephen, der Ordinationsjubiläum gefeiert hat. Diesen
Vorschlag haben wir dankend, aber doch sehr bestimmt abgelehnt. Und uns dazu
entschieden, diesen Sonntag mit Stephen zu verbringen und dann kommenden
Sonntag in Krobo zu feiern.
Um 8:30 Uhr hat uns Stephen abgeholt, der Gottesdienst
beginnt um 9 Uhr. Diesmal aber nicht in der Kirche, sondern am Friedhof, wo des
5. Todestages der Mutter des Bürgermeisters gedacht wurde. Es war nur eine ganz
kleine Familienrunde vor Ort, nach dem Gebet am Grab hat der Bürgermeister
Stephen ein paar große Scheine in die Hand gedrückt. Wir sind also kurz vor
9:30 Uhr wieder bei der Kirche gewesen und dann feierlich eingezogen. „Der
Gottesdienst dauert längstens bis 12!“, hat Stephen versprochen. Und ich muss
ihm zu Gute halten, dass seine Predigt – obwohl zweisprachig – nicht länger als
15 Minuten gedauert haben dürfte. Aber alleine für das Einsammeln der Kollekte –
die ganze Gemeinde tanzt an den Kollektenständern vorbei, heute hat es 3(!!)
Durchgänge gegeben, warum auch immer! – haben wir sicher ein ¾ Stunde
gebraucht. Die Churchband hat gespielt, alles total übersteuert und dauernd mit
Rückkoppelungen (die Ohrstöpsel haben wir leider daheim vergessen) - also für mich sehr mühsam und offen gestanden
auch theologisch zumindest fragwürdig. Dass das Geld während eines
Gottesdienstes so im Mittelpunkt steht, dass der längste Teil diesem Thema zur
Verfügung steht, finde ich befremdlich. Und ich kann mir auch nicht vorstellen,
dass sich daran was ändert. Mir ist natürlich bewusst, dass die Gemeinden
keinen Kirchenbeitrag wie in Österreich einheben können, um sich zu
finanzieren. Aber Menschen, die eh nichts haben, so penetrant im Namen Jesu das
Geld aus der Tasche zu ziehen… Silke hat gemeint, es erinnert sie sehr an
Ablasshandel. „Wenn du Gott liebst, dann komm und gib dein Geld her!“ Ach ja:
der Gottesdienst war 12:45 Uhr zu Ende. Und ich hab sogar mitgewirkt! Ich
durfte – was sonst – die Kollekte segnen J!
Sonst war die Woche eher ruhig und erholsam. Wir nehmen die
neue Heimat immer mehr in Besitz, beim Markt am Samstag waren wir schon ganz
alleine, ohne Begleitung. Ich glaub zwar, dass wir überall ein bisschen mehr
gezahlt haben wie das letzte Mal, aber die Preise sind trotzdem sehr
bescheiden. Womit wir uns noch sehr schwer tun ist das Einkaufen von Fleisch.
Huhn geht, aber es gibt keine Brust, immer nur Keule. Und wir sind leider ein
Familie der Brust-EsserInnen! Und der Versuch, Rindfleisch zu kaufen, hat
überhaupt in einem Desaster geendet. Es ist nicht so wie bei uns, dass du dir
das Stück Fleisch aussuchen kannst und die diversen Stücke im Preis variieren.
Sondern du bekommst einfach ein Kilo Geschnetzeltes, zach, flachsig und Fett.
Dafür sind die Ananas ein Traum und die Kinder haben Fan-Milk-Eis entdeckt! Und
ich habe das erste ghanaische Bier getrunken, ein STAR – nicht schlecht, aber
als Steirer ist mir doch das Gösser lieber ;-).
Gar nicht billig sind dafür Holzprodukte! Wir wollten uns
für unser zuhause 2 Regale machen lassen, um nicht aus dem Koffer leben zu
müssen, was sich ein halbes Jahr lang als sehr mühsam herausstellen dürfte.
Aber wie wir gehört haben, dass die 2 Regale 800 Cedi (ca. 200 Euro)kosten
würden, haben wir gemeint, aus dem Koffer leben ist eh ganz ok.
Am Freitag war endlich auch das Treffen mit Chairman Fred,
Clerk James, Stephen und Reverend Paul sowie dem Director von Bana Hill (einer
ortsansässigen Laienschule) und dem Pfarrer der Ortsgemeinde stattgefunden. Wir
haben vereinbart, dass wir in den nächsten Tagen eine Zeitschiene entwerfen, um
die Besuche in den einzelnen Gemeinden der Region, unsere Rundreise durchs Land
und den dortigen Gemeinden sowie meine Lehrtätigkeit in Bana Hill zu
koordinieren. Der Director von Bana Hill wollte, dass ich schon ab morgen
unterrichte, das wäre mir aber doch zu knapp gewesen. Jetzt werde ich morgen
zwar „normal“ abgeholt (Unterrichtsbeginn ist 7 Uhr, also ich denke, ich werde
so um 6:15 Uhr bereit sein müssen), darf die erste Woche aber noch hospitieren
und muss erst in einer Woche selber ran. Ich darf „Homiletik“ lehren, es gibt
aber ein recht lässiges Kursprogramm, an dem ich mich orientieren kann.
Das größte Problem wird wohl das Thema Mobilität darstellen.
Wir sind halt immer 5 Personen und damit schon ohne Begleitung zu viele für ein
Taxi. Jetzt hat der Chairman gesagt, dass er sein Dienstauto zur Verfügung
stellt. Aber in Ghana braucht es immer einen Driver (und bei diesen
Schlaglöchern möchte ich wirklich nicht selbst fahren müssen!). Jetzt geht es
noch darum, wieviel Driver und Sprit kosten werden und wer das bezahlen
soll/muss. Mal sehen.
Elternschlafzimmer
So, jetzt ist es schon fast 22 Uhr, ich werde also bald mal
schlafen gehen, damit ich morgen früh aus den Federn komme. Ich wünsche euch
allen eine gute und erholsame Nacht!
Erste Kontakte
Kinderzimmer
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen