Sonntag, 24. August 2014

Fortschritte und Rückschläge


Sonntag – Gottesdienstzeit. Erst hatten unsere Gastgeber gemeint, dass wir erst den englischsprachigen Gottesdienst um 7 Uhr (!) in der Kirche vor der Haustüre besuchen sollen und dann gleich weiterfahren zum Gottesdienst von Stephen, der Ordinationsjubiläum gefeiert hat. Diesen Vorschlag haben wir dankend, aber doch sehr bestimmt abgelehnt. Und uns dazu entschieden, diesen Sonntag mit Stephen zu verbringen und dann kommenden Sonntag in Krobo zu feiern.

Um 8:30 Uhr hat uns Stephen abgeholt, der Gottesdienst beginnt um 9 Uhr. Diesmal aber nicht in der Kirche, sondern am Friedhof, wo des 5. Todestages der Mutter des Bürgermeisters gedacht wurde. Es war nur eine ganz kleine Familienrunde vor Ort, nach dem Gebet am Grab hat der Bürgermeister Stephen ein paar große Scheine in die Hand gedrückt. Wir sind also kurz vor 9:30 Uhr wieder bei der Kirche gewesen und dann feierlich eingezogen. „Der Gottesdienst dauert längstens bis 12!“, hat Stephen versprochen. Und ich muss ihm zu Gute halten, dass seine Predigt – obwohl zweisprachig – nicht länger als 15 Minuten gedauert haben dürfte. Aber alleine für das Einsammeln der Kollekte – die ganze Gemeinde tanzt an den Kollektenständern vorbei, heute hat es 3(!!) Durchgänge gegeben, warum auch immer! – haben wir sicher ein ¾ Stunde gebraucht. Die Churchband hat gespielt, alles total übersteuert und dauernd mit Rückkoppelungen (die Ohrstöpsel haben wir leider daheim vergessen)  - also für mich sehr mühsam und offen gestanden auch theologisch zumindest fragwürdig. Dass das Geld während eines Gottesdienstes so im Mittelpunkt steht, dass der längste Teil diesem Thema zur Verfügung steht, finde ich befremdlich. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich daran was ändert. Mir ist natürlich bewusst, dass die Gemeinden keinen Kirchenbeitrag wie in Österreich einheben können, um sich zu finanzieren. Aber Menschen, die eh nichts haben, so penetrant im Namen Jesu das Geld aus der Tasche zu ziehen… Silke hat gemeint, es erinnert sie sehr an Ablasshandel. „Wenn du Gott liebst, dann komm und gib dein Geld her!“ Ach ja: der Gottesdienst war 12:45 Uhr zu Ende. Und ich hab sogar mitgewirkt! Ich durfte – was sonst – die Kollekte segnen J!

Sonst war die Woche eher ruhig und erholsam. Wir nehmen die neue Heimat immer mehr in Besitz, beim Markt am Samstag waren wir schon ganz alleine, ohne Begleitung. Ich glaub zwar, dass wir überall ein bisschen mehr gezahlt haben wie das letzte Mal, aber die Preise sind trotzdem sehr bescheiden. Womit wir uns noch sehr schwer tun ist das Einkaufen von Fleisch. Huhn geht, aber es gibt keine Brust, immer nur Keule. Und wir sind leider ein Familie der Brust-EsserInnen! Und der Versuch, Rindfleisch zu kaufen, hat überhaupt in einem Desaster geendet. Es ist nicht so wie bei uns, dass du dir das Stück Fleisch aussuchen kannst und die diversen Stücke im Preis variieren. Sondern du bekommst einfach ein Kilo Geschnetzeltes, zach, flachsig und Fett. Dafür sind die Ananas ein Traum und die Kinder haben Fan-Milk-Eis entdeckt! Und ich habe das erste ghanaische Bier getrunken, ein STAR – nicht schlecht, aber als Steirer ist mir doch das Gösser lieber ;-).

Gar nicht billig sind dafür Holzprodukte! Wir wollten uns für unser zuhause 2 Regale machen lassen, um nicht aus dem Koffer leben zu müssen, was sich ein halbes Jahr lang als sehr mühsam herausstellen dürfte. Aber wie wir gehört haben, dass die 2 Regale 800 Cedi (ca. 200 Euro)kosten würden, haben wir gemeint, aus dem Koffer leben ist eh ganz ok.

Am Freitag war endlich auch das Treffen mit Chairman Fred, Clerk James, Stephen und Reverend Paul sowie dem Director von Bana Hill (einer ortsansässigen Laienschule) und dem Pfarrer der Ortsgemeinde stattgefunden. Wir haben vereinbart, dass wir in den nächsten Tagen eine Zeitschiene entwerfen, um die Besuche in den einzelnen Gemeinden der Region, unsere Rundreise durchs Land und den dortigen Gemeinden sowie meine Lehrtätigkeit in Bana Hill zu koordinieren. Der Director von Bana Hill wollte, dass ich schon ab morgen unterrichte, das wäre mir aber doch zu knapp gewesen. Jetzt werde ich morgen zwar „normal“ abgeholt (Unterrichtsbeginn ist 7 Uhr, also ich denke, ich werde so um 6:15 Uhr bereit sein müssen), darf die erste Woche aber noch hospitieren und muss erst in einer Woche selber ran. Ich darf „Homiletik“ lehren, es gibt aber ein recht lässiges Kursprogramm, an dem ich mich orientieren kann.

Das größte Problem wird wohl das Thema Mobilität darstellen. Wir sind halt immer 5 Personen und damit schon ohne Begleitung zu viele für ein Taxi. Jetzt hat der Chairman gesagt, dass er sein Dienstauto zur Verfügung stellt. Aber in Ghana braucht es immer einen Driver (und bei diesen Schlaglöchern möchte ich wirklich nicht selbst fahren müssen!). Jetzt geht es noch darum, wieviel Driver und Sprit kosten werden und wer das bezahlen soll/muss. Mal sehen.
                                          Elternschlafzimmer

So, jetzt ist es schon fast 22 Uhr, ich werde also bald mal schlafen gehen, damit ich morgen früh aus den Federn komme. Ich wünsche euch allen eine gute und erholsame Nacht!


                                          Erste Kontakte

Kinderzimmer

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